Corona-Krise trifft Wachstumsmotor der Schwellenländer hart

"Ordnung und Fortschritt" steht auf der Flagge Brasiliens. Doch das Programm ist ins Stocken geraten.

Die wirtschaftliche Aktivität in den weltweit über 5.000 Sonderwirtschaftszonen ist in diesem Frühjahr massiv eingebrochen. Dies geht aus dem aktuellen Free Zone World Economic Barometer (F-WEB) hervor, das seit zwei Jahren vierteljährlich vom IfW Kiel in Zusammenarbeit mit der World Free Zones Organization erhoben wird. Der Indexwert für die wirtschaftliche Stimmung ist seit Februar drastisch von +48 auf -20 gesunken – zum ersten Mal seit Erhebungsbeginn in den negativen Bereich. Auch der Erwartungswert für die kommenden drei Monate liegt erheblich niedriger als im Vorquartal. Dennoch lässt sich erster, vorsichtiger Optimismus in den asiatischen Sonderwirtschaftszonen erkennen.

„Infolge des massiven Einbruchs des Welthandels in der Corona-Krise ist hier ein wichtiger Wachstumsmotor in den Schwellenländern ins Stottern geraten“, sagt Saskia Mösle, die im IfW-Prognosezentrum zu Sonderwirtschaftszonen forscht. Sonderwirtschaftszonen werden seit einigen Jahren zunehmend vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern betrieben, um ausländische Direktinvestitionen anzuziehen, von der Globalisierung zu profitieren und die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. In ihnen gelten besonders günstige rechtliche und steuerliche Bedingungen, und sie sind vor allem auf den internationalen Handel ausgerichtet. „Die Bedingungen in Sonderwirtschaftszonen haben das Ziel, wirtschaftliche Aktivitäten zu fördern und zu erleichtern“, so Mösle weiter, „aktuell wird die wirtschaftliche Lage in den Sonderwirtschaftszonen allerdings schlechter beurteilt als in den Sitzländern insgesamt“.

Der derzeit zu beobachtende starke Rückgang ausländischer Direktinvestitionen dürfte auch die Hoffnungen auf eine rasche Erholung dämpfen. Dementsprechend ist auch der Erwartungswert des Indikators für die kommenden drei Monate um mehr als 40 Punkte gefallen, bleibt aber mit +20 im positiven Bereich. Leiser Optimismus kommt vor allem aus Asien, wo viele Länder – rein zeitlich gesehen – zuerst von der COVID-19-Pandemie getroffen wurden, jetzt aber auch die ersten waren, in denen die harten Lockdown-Maßnahmen wieder gelockert wurden. „In Asien werden in mehr als 60 Prozent der Freihandelszonen schon erste Anzeichen für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation gesehen“, sagt Mösle. In allen anderen Weltregionen seien es gerade diese rund 60 Prozent der Befragten, die noch keine Anzeichen für Verbesserung sehen.
Diese zusätzlichen Werte ergeben sich aus einer Reihe von Sonderfragen, die aufgrund der COVID-19-Pandemie zusätzlich zur regulären F-WEB-Umfrage gestellt wurden und an die Ergebnisse einer Sonderumfrage im April anschließen. Belastet wird die Situation weiterhin durch verschlechterte finanzielle Rahmenbedingungen, obwohl vielfach Maßnahmen zur Unterstützung in den Sonderwirtschaftszonen beschlossen wurden, etwa der Aufschub von Mietzahlungen, Lohnkostenzuschüsse und Erleichterungen bei Krediten.

 

 

Bild: Depositphotos/Gustavofrazao

 

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