Die EU-Staaten und der Gas-Notfallplan: Manche tüfteln noch, andere sparen schon

Die EU-Staaten und der Gas-Notfallplan: Manche tüfteln noch, andere sparen schon IMAGO / Rust

Der Gas-Notfallplan der EU ist nun in Kraft getreten. Die 27 EU-Staaten sind aufgerufen, ihren Gaskonsum bis zum 31. März 2023 freiwillig um 15 Prozent zu reduzieren, wofür der Durchschnittsverbrauch der vergangenen fünf Jahre als Berechnungsgrundlage dient. Wie handeln die einzelnen Länder? Eine Übersicht:

Deutschland

Deutschland möchte laut Bundeswirtschaftsministerium aufgrund der starken Abhängigkeit von Russland mehr als 15 Prozent Gas sparen. Hierfür ist das Kohlekraftwerk Mehrum im niedersächsischen Hohenhameln jetzt wieder aktiviert worden. Seit 14. Juli erlaubt eine Verordnung, dass Steinkohlekraftwerke aus der sogenannten Netzreserve wieder in Betrieb gehen können. Es sollen weitere Kohle- und Braunkohlekraftwerke folgen. In öffentlichen Gebäuden sollen wenig genutzte Bereiche unbeheizt bleiben. Bewegung soll in die Sache kommen, indem Unternehmen ihr eingespartes Gas in Auktionen verkaufen können. Mit einer Kampagne sollen die Bürger motiviert werden, mehr einzusparen. Eine verpflichtende Überprüfung von Erdgasheizungen in Wohngebäuden könnte ebenfalls Einsparpotenzial freilegen.

Österreich

Auch Österreich setzt auf eine Kampagne, um zu motivieren. Zudem setzt das Land auf Kohlekraftwerke. Erdöl soll ebenfalls zum Einsatz kommen, die Umrüstung finanziert die Staatskasse. Laut Energieministerium hätten die hohen Gaspreise im ersten Halbjahr bereits zu Einsparungen in Höhe von 7 Prozent geführt.

Frankreich

Nachbar Frankreich setzt auf Atomkraftwerke. Erneuerbare Energien sollen vorangetrieben werden. Klimatisierung und Beleuchtung der Gebäude in Verwaltung und Privatwirtschaft sollen auf den Prüfstand, die Einhaltung der daraus folgenden Vorgaben sollen mit einem Bußgeld durchgesetzt werden können. Einige Supermärkte wollen die Türen öfter schließen, wenn die Klimaanlage läuft.

Niederlande

Hier betragen die Einsparungen aufgrund der hohen Preise bereits 25 Prozent. Die Regierung setzt auf die Eigenverantwortung der Bürger, die kürzer duschen und die Heizung um mindestens ein Grad runterdrehen sollen. Vorgaben für die Industrie sollen im Herbst bekanntgegeben werden.

Belgien

Die Bürger sind gefordert, Gas einzusparen. Auch hier haben die hohen Preise bereits für einen niedrigeren Verbrauch gesorgt.

Luxemburg

Luxemburg rät generell zum Sparen, arbeitet an einer Kampagne und setzt auf Erneuerbare Energien.

Italien

In öffentlichen Büros werden die Klimaanlagen bis auf 25 Grad gedrosselt, beim Heizen wird ein Grad eingespart. Die Heizperiode könnte um zwei Wochen verkürzt werden. Die Industrie ist bislang nicht betroffen.

Griechenland

Kohlekraft und Erdöl sind in Griechenland das Mittel der Wahl. Außerdem werden auch hier die Klimaanlagen gedrosselt und die Straßenbeleuchtung auf ein Minimum reduziert werden. Bürger können mit staatlichen und EU-Mitteln alte Klimaanlagen und Kühlschränke erneuern.

Spanien

Öffentliche und privatwirtschaftliche Einrichtungen müssen ihre Klimaanlagen auf 27 Grad begrenzen, 19 Grad sind beim Heizen die Obergrenze. Automatische Türen müssen geschlossen bleiben. Unnötige Beleuchtung muss ab 22 Uhr ausgeschaltet werden.

Finnland

Finnland spart schon seit zehn Jahren und hat seit Beginn des Ukraine-Krieges noch weiter reduziert.

Dänemark

Die Dänen haben ihr Einsparziel erreicht.

Schweden

Schweden setzt auf einen Onlineratgeber mit Tipps zum Sparen.

Estland

Nach Angaben des Wirtschafts- und Infrastrukturministeriums sparen die Estländer bereits 16 Prozent, Wärmeversorger und Industrie sind zum Sparen und zum Umstieg aufgefordert. Heimischer Ölschiefer ist zwar klimaschädlich, könnte im Winter aber dennoch zum Einsatz kommen.

Litauen

Das Land spart bereits wegen der hohen Preise und will Erdgas gegen Öl tauschen.

Lettland

Die Regierung arbeitet noch an Maßnahmen.

Polen

Polen setzt auf Freiwilligkeit.

Ungarn

Die Regierung lehnt die Verordnung komplett ab.

Rumänien

Rumänien wird seine Kohlekraftwerke wieder aktivieren.

Tschechien

Dass Land setzt auf Freiwilligkeit, die Bürger sparen bereits.

Slowenien

Die Regierung arbeitet an einer Studie.

Bulgarien

Die Übergangsregierung hat noch keine Maßnahmen bekannt gegeben.

Kroatien

Die Regierung setzt auf die Verantwortung der Bürger.

Für die Länder Irland, Malta und Zypern gelten Ausnahmeregelungen beim Energiesparen, da sie nicht an auswärtige Gasverbundnetze angeschlossen sind. Keine Angaben gibt es zur Slowakei und Portugal.

Quellen: spiegel.de, tageblatt.lu, srbin.info, focus.de

 

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