Jugendarbeitslosigkeit: Reformwillen der Mitgliedstaaten entscheidend

Eine bessere Begleitung beim Berufsstart und weitere Reformen der Arbeitsmärkte sind für den Abbau der hohen Jugenderwerbslosigkeit in Europa entscheidend.

In der Vertretung der EU-Kommission in Berlin diskutierten heute (Montag) Detlef Eckert von der EU-Kommission, Jörg Asmussen, Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales und hochrangige Vertreter der Arbeitsministerien in Italien und Griechenland über Bilanz und Herausforderungen der Europäischen Jugendgarantie.

people-316334_640Detlef Eckert, Direktor für Beschäftigungspolitik in der EU-Kommission, gab einen Überblick über die Reformanstrengungen der Mitgliedstaaten, um die europaweit hohe Jugendarbeitslosenquote von 23,4 Prozent so schnell wie möglich zu senken. Voraussetzung für den Erfolg der Jugendgarantie seien weitere Arbeitsmarktreformen. „Die 6 Mrd. Euro aus der Jugendbeschäftigungsinitiative wirken unterstützend, sozusagen als Anschubfinanzierung, wichtiger aber ist die Reformbereitschaft der Mitgliedstaaten – und da passiert mehr, als es manchmal den Anschein hat“, sagte Eckert. Die Arbeitsagenturen entwickeln Instrumente, wie die arbeitslosen Jugendlichen besser erreicht werden können. Der Privatsektor werde stärker in die Ausbildung eingebunden. In vielen Mitgliedsstaaten sei Ausbildung in der Vergangenheit als alleinige Aufgabe des Bildungsministeriums gesehen worden, nicht als gemeinsame Aufgabe der Betriebe, des Staates und der Sozialpartner. Ein Vorbild ist das deutsche System der dualen Ausbildung. Einige Länder versuchen, zumindest Elemente dieses Systems zu übernehmen und Ausbildung auch zur Aufgabe der Unternehmen zu machen.

Vor einem Jahr hatten die Staats- und Regierungschefs der EU bei einer Konferenz in Berlin das Problem der Jugendarbeitslosigkeit zur Chefsache gemacht. Italien gehe nun die lange vernachlässigte Reform seiner Arbeitsmarktverwaltung an, sagte Salvatore Pirrone, Generaldirektor im italienischen Arbeitsministerium in Rom. In Griechenland werde derzeit systematisch ermittelt, was der Arbeitsmarkt wolle und wie viele Menschen mit welcher Ausbildung der Markt aufnehmen könne.

Die Kommission drückt aufs Tempo bei der Umsetzung der operationellen Programme, die die Mitgliedstaaten einreichen müssen, bevor sie Gelder aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für Projekte der Jugendgarantie und der Jugendbeschäftigungsinitiative einsetzen können. Bisher haben zwölf Mitgliedstaaten Programme eingereicht, acht Staaten arbeiten an ihren Programmen. Die Kommission unterstützt die Mitgliedstaaten dabei, sie führt Gespräche mit den nationalen Behörden und wird im Juli einen Workshop ausrichten, der die Antragsphase weiter beschleunigen soll.
Staatssekretär Asmussen sagte, es müsse möglich sein, die 6 Mrd. Euro schneller und einfacher für nachhaltige Projekte abzurufen.

Für junge Menschen unter 25 Jahren bleibt die Lage am Arbeitsmarkt weiterhin sehr schwierig. Das bestätigt auch der jüngste Quartalsbericht der Europäischen Kommission über die Beschäftigungssituation und die soziale Lage in der EU. Demnach betrug die Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe 22,5 Prozent. Vom Beschäftigungswachstum konnten bisher in erster Linie ältere Arbeitnehmer (55-64 Jahre) profitieren. Junge Menschen sind auch am stärksten von Unterbeschäftigung betroffen und fühlen sich bei der Arbeitssuche entmutigt.

Laut dem heute vorgestellten Quartalsbericht erholt sich der Arbeitsmarkt in der EU schrittweise, und zum ersten Mal seit 2011 steigen Bruttoinlandsprodukt (BIP), Beschäftigungszahlen und Haushaltseinkommen. Jedoch nimmt die Langzeitarbeitslosigkeit weiter zu. Die Lage der Haushalte mit niedrigem Einkommen hat sich nicht verbessert. Mobile Arbeitnehmer aus der EU steuern häufiger Deutschland, Österreich, Belgien und die nordischen Länder an als in der Vergangenheit, Spanien und Irland dagegen seltener. Deutschland und das Vereinigte Königreich sind die beiden wichtigsten Zielländer mobiler Arbeitnehmer.

Top