Niedrige Zinsen: (Schön) gefährlich!

Das niedrige Zinsniveau in der Eurozone erfreut zwar kurzfristig die
Haushaltspolitiker in den Mitgliedsländern, es birgt aber teils erhebliche
Risiken für die Finanzmarktstabilität in Deutschland, die langfristige
Entwicklung der öffentlichen Haushalte und die Altersvorsorge. Dies ist das
Ergebnis einer Analyse der IfW-Experten Jens Boysen-Hogrefe und Nils
Jannsen, die jetzt im Wirtschaftsdienst erschienen ist.
• Die niedrigen Zinsen verdecken die Notwendigkeit zur
Haushaltskonsolidierung. Planen die Haushälter nicht künftig steigende
Nominalzinsen ein, so würde eine Zinswende einen starken Druck zur
Haushaltskonsolidierung mit negativen Folgen für die konjunkturelle
Entwicklung auslösen.

• Niedrige Zinsen fördern eine übermäßige Risikoneigung und Kreditvergabe
und gefährden so die Finanzmarktstabilität. Denn Finanzmarktakteure wie etwa
Lebensversicherer gehen bei niedrigen Zinsen häufig größere Anlagerisiken
ein, um die Renditeversprechungen, die sie in einer Phase höherer
Nominalzinsen eingegangen sind, zu erfüllen.

• Mit Blick auf die Altersvorsorge bestehen vor allem Gefahren für die
Anbieter von Altersvorsorgeprodukten. Sie haben langlaufende Verträge zur
Altersvorsorge ihrer Kunden teilweise mit nominal garantierten Zinssätzen
geschlossen, haben aber selbst kaum Vorsorge für eine längere Periode
niedriger Nominalzinsen getroffen. Das Insolvenzrisiko ist für diese
Anbieter daher stark gestiegen.

Die Politik sollte angesichts dieser Gefahren die Verschuldung deutlich
schneller zurückfahren, als in der Schuldenbremse vorgesehen. Außerdem
sollten die im Basel-III-Regelwerk vorgesehenen Instrumente – höhere
Eigenkapitalanforderungen, Einführung eines Kapitalerhaltungspuffers und
einer Verschuldungsgrenze zur Eigenkapitalhebelung – in Deutschland rascher
und restriktiver eingeführt werden als bei Basel III vorgesehen.

Vollständiger Artikel im Wirtschaftsdienst:
http://www.wirtschaftsdienst.eu/archiv/jahr/2014/9/niedrige-zinsen-gesamtwir
tschaftliche-ursachen-und-folgen/

 

IfW

Bild welcomia depositphotos

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