Panama Papiere: Verlust von Steuergeld und Vertrauen

Prof. Andre Spicer |

„Die Veröffentlichung der sogenannten Panama-Papiere löst weltweit unterschiedlichste Reaktionen aus. Bürger in Ländern mit guter Wirtschaftslage neigen zur Empörung über die geheimen Papiere, die Steuerhinterziehung von Prominenten und Politikern offenlegen. Vor allem in Island sorgen die Vorwürfe der Steuerhinterziehung gegen den Premierminister für großes Aufsehen.
In ökonomisch schwachen und kleinen Nationen hingegen, reagieren Menschen eher mit Zynismus auf die Enthüllungen – es scheint eher unwahrscheinlich, dass Schlüsselpersonen unter gravierendem Druck zur Rechenschaft gezogen werden.“

„Eine weite Verbreitung von Steuerhinterziehungen verursacht hohe direkte und indirekte Kosten. Direkte Kosten bedeuten, dass Staatshaushalte erhebliche Ertragseinbußen erleiden. Schätzungen zufolge kosten Steuerhinterziehungen die Regierungen weltweit 3.1 Billionen Dollar pro Jahr. Da immer mehr vermögende Menschen versuchen ihre Steuerabgaben zu verringern, haben Staaten häufig Schwierigkeiten ihren Haushalt ins Gleichgewicht zu bringen. Die indirekten Kosten der Steuerhinterziehung haben wirtschaftlich gesehen noch eine wesentlich größere Tragweite. Systematische Steuerhinterziehung kann sich auf das Wohlbefinden der Menschen auswirken. Untersuchungen haben ergeben, dass in den Ländern, wo Steuerhinterziehung häufiger vorkommt, Menschen in vielen Bereichen des täglichen Lebens, wie bei einfachen Gesellschaftsspielen öfter betrügen. Zunehmender Schwindel bewirkt, dass Menschen einander weniger vertrauen. Das hat weitreichende Folgen: wenig Vertrauen wirkt sich negativ auf tägliche Interaktionen, wie mit dem Nachbar, sowie auf die Verhältnisse zwischen Bürgern und deren gewählten Amtsträgern aus.“

 

Der Autor Professor Andre Spicer ist ETHOS Direktor: The Centre for Responsible Enterprise an der Cass Business School.

 

 

Bild: Cass Business School

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