Kopfnote: Warum die Chefs weniger essen wollen

Fußnoten liest, wer Zeit hat. Die Kopfnote ist den Moment wert: Executive Coach Dr. Antje Berlin sagt, was Führungskräften gerade wirklich am Herzen liegt. In Wahrheit geht es um die Gürtellinie. Was darüber hängt oder eben nicht, für jene, die es genauer wissen wollen.

Je schneller das Arbeitsleben, desto langsamer der Metabolismus, so scheint es zumindest. Jedenfalls ist es nicht leicht, eine gesunde Routine mit ausgewogener Ernährung und regelmäßigem Sport in die Job Description einer Führungskraft einzubauen. Das Ergebnis zeigt sich im Spiegel und auf der Waage. Less is more, gestehen sich viele mit leisem Seufzer ein, aber das ist leichter gesagt als gegessen.

Time Magazine macht es sich einfach und spricht den Deutschen aus dem Gemüt: “Eat Butter” steht auf dem Titelblatt und fasst zusammen, was aktuell unter “Banting” das heiße Thema in Airport Lounges und Konferenzzimmern ist.

Wer hätte gedacht, daß ein fast adeliger Begräbnisunternehmer aus dem 19. Jahrhundert CEOs von heute ganz aus dem Häuschen bringt. 1863 schrieb William Banting seinen „Letter on Corpulence“. Ehrlich und offen klagte er über seine Fettleibigkeit, und wie erst eine strenge Diät aus Fleisch, Salat, Obst und trockenem Wein die Kilos schwinden ließ. Das Büchlein wurde ein Bestseller: Die erste sogenannte Low Carb Diät war geboren. Auch als Paleo oder LCHF (low carb high fat) bekannt, eroberte das fetthaltige Ernährungsregime die westliche Welt. Weg mit der Pasta, her mit dem Steak.

Restaurants setzten Niedrigkohlenhydrat-Mahlzeiten auf die Menükarte. Manager reden darüber, wie „carb conscious“ sie sind – mit Spiritualität hat das allerdings herzlich wenig zu tun. Doch die Begeisterung hielt nicht lange an. Erst wurden die Low-Carb-Freunde dafür geprügelt, daß sich Dicke mit schmalem Portemonnaie das teure Fleisch nicht leisten können. Pfui, eine Elite-Diät, mussten sich Banting-Fans sagen lassen. Das konnte man ja noch verdauen. Aber damit nicht genug. Auf einmal machen Studien die Runde, die belegen, daß Low Carb mittelfristig gar nicht so gut sein soll. Zumindest definitiv nicht besser als eine normale ausgewogene Kalorienaufnahme. Das heißt 45 Prozent Kohlenhydrate und 20-35 Prozent Protein. Nur der geringe Restanteil besteht aus Butter & Co.

Was nun, fragt sich der gestresste Manager? Kalorien zählen ist langweilig. Mahlzeiten abwiegen ein Ding der Unmöglichkeit und nicht einmal dem nettesten Flugbegleiter zuzumuten. Doch die Hose kneift. Und mit jedem Extra-Kilo weniger, steigt bei den meisten unserer Genußgesellschaft nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Performance.
FdH ist das gute alte Zauberwort. Sollen sich die Experten doch streiten, und die Buchautoren weiter Geld verdienen. Friß die Hälfte ist simpel und effektiv. Wer es mit Knigge hält, tut sich weniger auf den Teller. Die anderen essen einfach nicht alles auf. Nach ein paar Tagen versteht der Körper, was Sache ist. Der Magen hört auf zu knurren und paßt sich der neuen, geringeren Lebensmittelzufuhr an. Gesundschrumpfen ist beileibe kein Fachwort der Wirtschaftswelt. Im eigenen Körper fängt die Aufräumarbeit an. Damit der Rest dann leichter fällt. Auch in der Chefetage.

 

 

Bild depositphotos/pressmaster

 

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