Jobcenter-Insider: Spitzenverdiener mit Hartz-IV

Der Überschrift nach, muss es sich wohl um einen Artikel über Sozialbetrug handeln. Aber nein werter Leser, alles legal und gesetzlich legitimiert. Der Weg zum Spitzenverdienst ist anfangs etwas sperrig, aber wo in der freien Wirtschaft ist das nicht so? Ich will ihnen diesen eigentlichen Widerspruch mal etwas näher bringen.

yuriyzhuravovAm Anfang muss für die Antragsstellung  und den fest eingeplanten Erstmaßnahmen (z.B. Bewerbungen schreiben mit Anwesenheitspflicht im Jobcenter) viel Zeit eingeplant werden. Da wären € 8,50 / Stunde noch viel, bekommt man aber nicht annähernd. Sind diese Anfangshürden nach ungefähr sechs Monaten genommen, eine neue Arbeitsstelle hat sich leider nicht gefunden, wird es lukrativ. Im günstigen Fall muss ein Bezieher von Hartz-IV dann noch einmal monatlich seine Eigenbemühungen nachweisen (= Nachweis vorgenommener Bewerbungen) und alle zwei Monate, ein Teil der Jobcenter-Kunden gar nur alle 3 Monate, zu einem Gespräch für ca. 30 Minuten in der Arbeitsvermittlung erscheinen. Wohlwollend gerechnet beträgt der monatliche Zeitaufwand dafür vier Stunden, inklusive Bewerbungserstellung etc.  Aktuell (Stand August 2014) erhält ein Hartz-IV-Empfänger im Durchschnitt € 780,- / monatlich (Grundsicherung und Kosten der Unterkunft), entspricht also einem Stundenlohn von € 195,-!

Nachdenklich geworden? Ich hoffe doch sehr. Nur gut, dass sich dieses nicht auf 160 bis 220 reale Arbeitsstunden übertragen lässt. Warum in den meisten Fällen so wenig  von den Leistungsbeziehern abverlangt wird, dazu später gerne mehr.

 

Ihr Jobcenter-Insider

Klarstellung: Es gibt einen großen Personenkreis, die trotz starker Eigenbemühungen keinen Erfolg am Arbeitsmarkt haben; Familien mit Personen in Vollzeitarbeit, die trotzdem ergänzende Leistungen des Staates benötigen, gerade auch bei Alleinerziehenden; Menschen mit schweren Schicksalsschlägen und teilweise massiven körperlichen oder seelischen Einschränkungen, die einen langen Weg bis zur Arbeitsaufnahme haben – teilweise nie in Arbeit kommen können und trotzdem beim Jobcenter geführt werden. Was sich da ändern müsste ist ein Kapitel für sich.

 

Der Jobcenter-Insider wird an dieser Stelle regelmäßig über aktuelle Vorgehen und Missstände aus der Behörde berichten.

 

 

Bild: yuriyzhuravov depositphotos

Top