Balearen enteignen große Immobilienbesitzer

Palma de Mallorca Depositphotos / Anita_Bonita

Wegen des Mangels an Sozialwohnraum in ganz Spanien, aber vor allem in den Urlaubsregionen, hatte die balearische Regierung Banken und Fonds bereits mit Enteignungen leer stehender Wohnungen gedroht. Am Dienstag unterzeichnete Josep Marí i Ribas, der balearische Wohnungs- und Mobilitätsminister, den entsprechenden Beschluss: Insgesamt 56 solcher Wohnungen auf Mallorca, Menorca und Ibiza werden für sieben Jahre an sozial Schwache vermietet. Als Entschädigung erhalten die Eigentümer 391 Euro im Monat, das sind 233 Euro weniger als der durchschnittliche Mietpreis auf den Inseln.

Carles Manera, Wirtschaftsprofessor an der Universität der balearischen Inseln, beruhigt indes private Eigentümer. „Deutsche oder britische Ferienhausbesitzer auf Mallorca oder anderen balearischen Inseln haben nichts zu befürchten“, sagt er dem Handelsblatt. „Die Maßnahme richtet sich nur gegen die Besitzer von großen, leer stehenden Immobilienkomplexen.“

Das Vorgehen der balearischen Regierung könnte als Vorbild für den ganzen Staat fungieren, in dem auf regionaler wie nationaler Ebene an Lösungen für den Mangel an Sozialwohnungen gearbeitet wird. „Es ist eine wegweisende Maßnahme für den ganzen Staat“, sagt Josep Marí i Ribas. Bereits vor einem Jahr hat beispielsweise Katalonien ein Gesetz für die verpflichtende Nutzung leerstehender Wohnungen als Sozialwohnungen verabschiedet, wenn diese ohne triftigen Grund für mehr als zwei Jahre leer stehen. Zwar hat sich die spanische Koalitionsregierung, bestehend aus der linkspopulistischen Unidas Podemos und den Sozialisten unter Ministerpräsident Pedro Sánchez, noch nicht geeinigt, wie sie das Wohnraum-Problem im Land lösen wollen, doch werden ähnliche Vorstöße wie auf den Balearen erwartet. Ramon Gil Roig, Immobilienexperte der Kanzlei Cuatrecasas in Barcelona, erklärt dem Handelsblatt: „Podemos hat als zentralen Teil seines politischen Programms einen Mietendeckel gefordert. Sie werden das auch umsetzen wollen.“

 

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