Corona-bedingte Einbußen machen auch vor der Queen und ihrer Familie nicht Halt. Als potenziell lukrative Einnahmequelle könnte sich für die 95-jährige Monarchin die Versteigerung von Meeresboden zum Bau von Offshore-Windkraftanlagen vor den britischen Inseln und Nordirland erweisen.

Die Offenlegung des jährlichen Finanzberichts der britischen Königsfamilie zeigt auch bei den Monarchen durch die weltweite Corona-Pandemie entstandene finanzielle Missstände. Durch Schließung vieler Touristenattraktionen, wie etwa dem Buckingham-Palace, kam es laut der »Daily Mail« aufgrund fehlender Einkünfte durch Eintrittsgelder zu Verlusten in Millionenhöhe. Auch die Renovierungskosten für die Instandhaltung des Buckingham-Palastes stiegen im Corona-Jahr von 38,4 Millionen Pfund auf 49,5 Millionen Pfund. Hinzu kamen mit 24,1 Millionen Pfund laufende Personalkosten sowie anderweitige Ausgaben, etwa eine Zugreise nach Schottland für 47.965 Pfund, die Prinz William mit seiner Ehefrau Herzogin Kate unternahm.

Die Höhe des Privatvermögens der Queen ist dem »Guardian« zufolge unbekannt. Doch sind die Summen, welche die Royals anteilig durch das Sovereign Grant aus dem Crown Estate erhalten, öffentlich einsehbar. Bereits seit einem Abkommen von 1760, dass George III mit dem damaligen Parlament einging, sind die Gewinne des Crown Estate an die Einnahmen der Royals geknüpft. Das Crown Estate erwirtschaftet Gewinne zum Wohle der Staatsfinanzen und besitzt einige der rentabelsten Immobilien Londons in den Bereichen Freizeit und Einzelhandel sowie ländliche Einrichtungen und die Hälfte des Vorlandes um die britischen Inseln und Nordirland.

Anteilige Einkünfte an der Staatskasse

Während der Crown Estate im Geschäftsjahr 2018/19 noch einen Rekordgewinn von 345 Millionen Pfund erzielt hatte, waren es 2020/21 nur 269,3 Millionen Pfund. Die finanziellen Einbußen sind unter anderem auf den Anstieg der Corona-bedingten Leerstände im Londoner Zentrum und das Ausbleiben zahlungskräftiger Kundschaft in er Regent Street zurückzuführen. 50 Millionen Menschen hätten Londons Haupteinkaufsstraße vor dem Ausbruch der Pandemie besucht, berichtete Dan Labbad, Vorstandsvorsitzender der Crown Estate, dem »Guardian«. Im Corona-Jahr seien die Besucherzahlen um 75 Prozent gefallen.

Um Mieter zu entlasten, gab es Mietrückstellungen in Millionenhöhe. Die Gewinne der Crown Estate sind insgesamt im Zuge der Pandemie um 22 Prozent auf 296 Millionen Pfund gesunken. Das Königshaus ist mit dem Sovereign Grant und einem Anteil von 25 Prozent an den erwirtschaften Gewinnen des Crown Estate beteiligt, daher wirken sich finanzielle Schwankungen auch auf die Finanzen der königlichen Familie aus. So erhielt Charles statt 1,8 Millionen Pfund im Jahr 2020/21 nur 400.000 Pfund.

Finanzielle Gewinne durch erneuerbare Energie

Um ihre Finanzen muss sich die Queen aber auch in Corona-Zeiten keine Sorgen machen. Insbesondere die Versteigerung des Meeresbodens vor England, Wales und Nordirland mit dem Ziel, Offshore-Windparks zu bauen, erweist sich als potenziell wirtschaftlich lukrativ. Die finanziellen Einbußen des Jahresgewinns, welche unter anderem durch fehlende Mietzahlungen und Kundschaft im Inland für Verluste sorgten, können zukünftig mit Investitionen in Offshore-Windparks ausgeglichen werden.

Bei der Auktion um die Nutzungsrechte der Meeresgebiete im Februar entwickelte sich ein Bieterstreit mit Rekordgeboten. In der zehnjährigen Optionszeit, in der die Bieter eine endgültige Investitionsentscheidung treffen, wird jährlich eine Leasinggebühr von 880 Millionen Pfund gezahlt. Danach soll das fixe Zahlungsmodell zu einem zweiprozentigen Anteil am Umsatz der jeweiligen Windanlage umgewandelt werden, was weitere Einnahmen für den Crown Estate und damit auch für die königliche Familie verspricht. Die Versteigerung der Nutzungsrechte des Meeresbodens um die britischen Inseln und Nordirland ermöglicht die Erweiterung der Offshore-Kapazitäten mit erneuerbarer Energie für mehr als 7 Millionen Haushalte und bewahrt das britische Königshaus vor weiteren Corona-bedingten finanziellen Verlusten.