Wirtschaft

Die Entwicklung von Nearshoring in der EU

6 Min.

17.09.2019
Nearshoring Finanzblatt

Mehr Unterhaltung, mehr Apps und mehr Technik. Die Informationstechnologie entwickelt sich in Europa rasend schnell, doch nicht nur die Endanwender profitieren von den Trends. Dienstleister, Produzenten und jeder andere Unternehmer nutzt neue Techniken zur Optimierung von Prozessen und zur Verbesserung der eigenen Services. Letztlich führt dies zu einer höheren Effizienz und besseren Finanzen. Das Herzstück dieser digitalen Helfer ist die Software. Doch der Bedarf an Entwicklern kann in der EU nicht mehr gedeckt werden. Laut Bitkom fehlen allein in Deutschland 81.000 IT-Spezialisten. Fast ein Drittel der offenen Stellen sind für Programmierer ausgeschrieben. Offensichtlich fehlt es bei Unternehmern an geeigneten Mitarbeitern, weshalb viele Personalmanager Alternativen zum lokalen Arbeitsmarkt suchen. Firmen mieten Entwickler nun einfach in Offshore-Lokationen wie Indien oder Pakistan. Doch dieser Trend wird immer unbeliebter, da der Datenschutz ein wichtiges Thema ist, welches nur unzureichend bedient wird. Auch die Arbeitsergebnisse können deutsche Auftraggeber nicht zuverlässig überzeugen. Eine andere Möglichkeit ist die Zusammenarbeit mit einem Nearshoring Anbieter. Hier erfahren Sie genau, worin sich Offshoring und Nearshoring unterscheidet, wie Firmen ein Entwickler Team bilden können ohne eigene Mitarbeiter einzustellen und wie dedizierte Teams die Produktivität in IT-Projekten innerhalb der EU steigern können.
Onshore, Offshore, Nearshore – Was ist das beste für das dedizierte Entwickler Team?

Hierfür gibt es natürlich keine klare Antwort, denn jedes Vorhaben stellt unterschiedliche Anforderungen. Hier die Vor- und Nachteile der einzelnen Möglichkeiten.

Im Prinzip verfolgen alle drei Alternativen das gleiche Ziel und werden unter dem Begriff Outsourcing zusammengefasst. Hierbei werden betriebliche Aktivitäten an einen externen Dienstleister abgegebenen, der diese Aufgaben selbstständig ausführt und dies in Rechnung stellt. Dies ist vor allem im IT-Bereich in der Software Entwicklung beliebt. Bei Firmen steht dabei die Optimierung der Kosten an oberster Stelle, doch es gibt auch weitere Vorteile. Outsourcing durch dedizierte Entwickler Teams erhöht die Flexibilität, erweitert den Kompetenzbereich, sorgt für mehr Produktivität, verbessert die Effizienz und ermöglicht die Bearbeitung von mehreren Projekten gleichzeitig.

Beim Onshoring werden inländische Dienstleister beauftragt. Dies bietet sich vor allem dann an, wenn die räumliche Nähe von Vorteil ist. So ist dies beispielsweise bei Automobilzulieferern der Fall. Die Transportkosten für produzierte Teile können durch kurze Wege niedrig gehalten werden.

Offshoring ist genau das Gegenteil. Hier werden die Aufgaben an weit entfernte Länder abgegeben. In der IT wird zum Beispiel ein Software Entwickler aus Indien mit der Programmierung einer App beauftragt. Das führt in der Regel zu niedrigen Kosten, da das Lohnniveau in diesen Ländern im Vergleich eher niedrig ist. Trotzdem sind die Menschen dort gut ausgebildet und sprechen für eine einfachere Kommunikation gutes Englisch. Diese Variante eignet sich für Einzelarbeiten oder kurze Projekte. Die langfristige Zusammenarbeit mit europäischen Teams gestaltet sich meist schwierig. Dafür verantwortlich ist der große Zeitunterschied. So können die einzelnen Teammitglieder kaum live miteinander agieren, sondern müssen ständig und eine Antwort warten. Weiterhin führt der kulturelle Unterschied zu Unzufriedenheit bei den Auftraggebern. Es fehlt den ausländischen Fachkräften in diesen Regionen meist an der nötigen Präzision oder Sorgfalt für perfekte Ergebnisse.

Das Bindeglied zwischen Preis und Leistung kann IT Nearshoring bieten. Hierbei werden externe Dienstleister in nahe gelegenen Ländern beauftragt. Diese haben meist ein niedriges Gehaltsniveau und liegen nur eine Zeitzone entfernt. Beliebt sind hier Polen, Serbien, die Ukraine oder Ungarn. Damit können Teams aus Mitteleuropa bequem mit einem Nearshoring Team zusammenarbeiten. Da diese auch kulturell sehr nah an Europa sind, gehören gute Arbeitsergebnisse zum Standard. Eine interessante Option ist, dass ein Meeting vor Ort möglich ist, da die osteuropäischen Städte gut per Flugzeug erreichbar sind.

Nearshoring Anbieter in der EU
In der EU steigen die Kosten für Entwickler weiter an und auch der Fachkräftemangel sorgt bei Unternehmen für unbesetzte Stellen. Damit diese auch in Zukunft wirtschaftlich stark bleiben nutzen diese Outsourcing zur Rekrutierung von Mitarbeitern, niedrigeren Kosten und einer erhöhten Flexibilität. Je nach Unternehmensziel kann eine der oben vorgestellten Varianten genutzt werden. In Deutschland arbeitet schon jetzt jedes dritte Unternehmen mit einem Outsourcing Partner zusammen, viele davon mit einem Nearshoring Anbieter.
Laut dem Fraunhofer Institut kann die EU eine führende Rolle in der Softwareentwicklung einnehmen. Vor allem die Themen Cloud-Computing und IT-Infrastruktur seien prädestiniert dazu, weil hier die Gesetze zum Datenschutz ausreichend Beachtung finden. Die Kombination aus technisch fortschrittlichen Systemen und der Sparsamkeit bei der Erhebung von personenbezogenen Daten führt zu einer Vorreiterrolle. Da der Bevölkerung die Wichtigkeit dieser Bereiche gerade erst bewusst wird, lautert hier großes Potential für einheimische Unternehmen. Doch dieser Trend kann nur mit genügend Fachpersonal in der Software Entwicklung fortgeführt werden. Hierbei helfen Nearshoring Unternehmen mit ausreichend IT-Spezialisten zu günstigen Preisen. Selbst Startup Unternehmen mit neuen Ideen profitieren von der Entwicklung durch dedizierte Teams.
Aufgrund des Fachkräftemangels können europäische Unternehmen nicht mit der Entwicklung der asiatischen Konkurrenz mithalten. Gerade junge Unternehmen, die schnell wachsen möchten decken ihren Bedarf gern mit günstigen Entwicklern. Diese lassen sich vor Ort nicht schnell genug finden, weshalb das Wachstum stockt. Um hier schnell skalieren zu können eignet sich Outsourcing in nahe gelegene Länder besonders. Die lockere Unternehmenskultur kann hier an die angeheuerten Fachkräfte aus Osteuropa weitergegeben werden, weshalb die Zusammenarbeit gut funktioniert. Auch andere Unternehmen aus der EU wie ISS nutzen die Möglichkeiten von Nearshoring um ihre Flexibilität zu erhöhen. Dabei spielen die Kosten neben einem besseren Fokus auf ihr Kerngeschäft eine wichtige Rolle. Außerdem sorgt dieses Vorhaben für einen stabilen und effizienten Betrieb.
Fazit

Nearshoring wird bei vielen Unternehmen immer beliebter – und das aus gutem Grund. Die Vorteile von Outsourcing in weit entfernte Länder wie Indien werden mit weniger Nachteilen kombiniert. Nearshoring Anbieter überzeugen die Auftraggeber mit günstigen Preisen, einer guten Abwicklung und langfristigen Partnerschaften. Damit die Abwicklung rechtlich korrekt bleibt sollten interessierte Unternehmen darauf achten, dass die gültigen Gesetze der EU in den jeweiligen Nearshore-Ländern zumindest beim Endprodukt eingehalten werden. Dies betrifft insbesondere die Verarbeitung von personenbezogenen Daten. Darunter können auch Backups, Benutzerkonten oder andere Details fallen, die für die Entwicklung von Apps notwendig sind. Sicher gehen können Firmen, wenn die Länder ebenfalls in der EU sind oder zumindest eine gleichwertige Gesetzessprechung anwenden, wie dies in der Ukraine der Fall ist. Dann können alle von diesem Trend profitieren und die Vorteile nutzen.

Bildquelle: depositphotos.com/Wavebreakmedia

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