Hamburg / Berlin, 23. September 2016 – nicht zuletzt seit das Berliner Finanztechnologie- Startup N26 kürzlich mit einer Investitionssumme von 40 Millionen Euro und eigener Banklizenz von sich reden machte, herrscht ein gesteigertes mediales Interesse an der aufstrebenden Fintech-Branche. Im scharfen Kontrast dazu steht der anhaltende Stellenabbau und das Filialsterben vieler deutscher Großbanken. Dieser Revolution in der Finanzwelt ist die Metajobsuchmaschine Joblift nachgegangen und verglich den Stellenmarkt der klassischen Bankenbranche mit dem der Fintech-Industrie. Obwohl letztere aktuell rund 17-mal weniger Stellen ausschreibt, steigt ihr Jobangebot stetig an, in der klassischen Bankenbranche hingegen geht es kontinuierlich zurück. Mit der zunehmenden Digitalisierung der Finanzindustrie verlagert sich der Stellenmarkt außerdem von der Finanzmetropole Frankfurt in die Startup-Hochburg Berlin und erfordert andere Ausbildungsprofile: So lässt sich eine Tendenz weg von kaufmännischen und beratenden Berufen hin zu Softwareentwicklern sowie Vertriebs- und Marketingfachkräften erkennen.
Derzeit schreiben deutsche Fintech-Unternehmen 530 Jobs auf joblift.de aus, den stärksten Bedarf verzeichnen dabei mit je 45 Vakanzen der Inkubator HitFox, der insbesondere junge Fintech-Unternehmen fördert, sowie Wirecard, ein Technologieunternehmen mit Fokus auf elektronischem Zahlungsverkehr. Darauf folgt Deposit Solutions, eine Plattform für Privatkundeneinlagen, mit 16 Stellenanzeigen. Betrachtet man hingegen die traditionelle Bankenbranche ohne Fintech, so zählt man 8.931 aktive Jobangebote, wobei die Commerzbank mit 383, die HypoVereinsbank mit 331 sowie die Targobank mit 202 Jobs die Top Arbeitgeber bilden. Auch wenn im Fintech-Bereich zurzeit deutlich weniger Stellen ausgeschrieben werden, lag das durchschnittliche monatliche Wachstum der Jobanzeigen im letzten Jahr bei rund 4 %, während die Bankenbranche einen leichten Rückgang der Stellenanzeigen von monatlich rund 1 % erfuhr.
Momentan scheint das Gewicht der Fintech-Unternehmen gegenüber den traditionellen Banken recht gering. Allerdings könnten die aufstrebenden Technologiestartups die Branchenverhältnisse nachhaltig verändern. Zum einen brechen sie bereits heute die Vormachtstellung von Frankfurt am Main als Finanzmetropole: Während die etablierten Banken zum größten Teil in der hessischen Großstadt ansässig sind – 17 % ihrer Anzeigen sind für diesen Standort geschalten, 10 % in Berlin und 8 % München – suchen Fintechunternehmen vor allem in der Hauptstadt (49 % der Anzeigen) nach Personal. Relativ weit abgeschlagen folgen München mit 15 % und Frankfurt am Main mit 13 % der ausgeschriebenen Positionen.
Zum anderen verlangen Fintech-Unternehmen andere Berufsprofile als der klassische Bankensektor. 18 % der von diesen ausgeschriebenen Stellen richten sich an Software- und Webentwickler, 15 % an Mitarbeiter in den Bereichen Vertrieb und Business Development sowie 7 % an Marketing- und Kommunikationsexperten. Im traditionellen Bankensektor hingegen werden hauptsächlich Bankkaufleute, vor allem für die Kundenberatung beziehungsweise -betreuung (17 %) gesucht. Darauf folgen Unternehmens- und IT-Berater mit rund 10 % und Angestellte im Finanz- und Rechnungswesen mit 5 %. Zum großen Teil handelt es sich im traditionellen Bankensektor um Ausbildungsberufe: 27 % der ausgeschriebenen Stellen erfordern explizit eine Fachausbildung, 23 % ein Master- und 5 % ein Bachelorstudium. Der Ausbildungsgrad bei Fintech-Jobs scheint im Vergleich dazu deutlich akademischer zu sein: 32 % der offenen Jobs verlangen einen Master-, 14 % einen Bachelorabschluss und nur 7 % eine abgeschlossene Ausbildung. Geht man davon aus, dass die Bankenbranche immer stärker digitalisiert wird, wird sehr wahrscheinlich ein Großteil der klassischen kaufmännischen Angestelltenberufe überflüssig, während die Nachfrage nach hoch qualifizierten IT- sowie Marketing- und Vertriebsspezialisten zunehmend wachsen dürfte.
Bild: monkeybusiness, depositphotos, Joblift