Die Zahl der Millionäre, die Deutschland den Rücken kehren, steigt.
Erstmals seit Beginn der Erhebungen rechnet der aktuelle »Private Wealth Migration Report« des Beratungsunternehmens Henley & Partners damit, dass im Jahr 2025 mehr vermögende Privatpersonen das Land verlassen werden, als neue hinzukommen. Konkret erwartet der Report ein Minus von rund 400 Millionären – und damit einen Kapitalabfluss von etwa zwei Milliarden Euro.
Deutschland galt in den vergangenen Jahren als stabiler Anziehungspunkt für Wohlhabende: Seit 2014 stieg die Zahl der Dollar-Millionäre hierzulande um etwa zehn Prozent auf rund 780.000. Doch dieser Trend kehrt sich nun um. Für Jacopo Zamboni, Migrationsexperte bei Henley & Partners, ist das erst der Anfang einer Entwicklung. Als Ursachen für die beginnende Abwanderung nennt er in einem Bericht der Wirtschaftswoche unter anderem die wirtschaftliche Stagnation, ein im internationalen Vergleich als unattraktiv empfundenes Steuersystem sowie individuelle Beweggründe wie bessere Bildungsmöglichkeiten für Kinder oder das Sicherheitsgefühl im Alltag.
Ziel der deutschen Auswanderer sind vor allem Länder innerhalb Europas. Die Schweiz und Italien gehören laut dem Report zu den bevorzugten Destinationen. Auch weiter entfernte Orte wie die Vereinigten Arabischen Emirate, die USA oder Neuseeland gewinnen an Beliebtheit bei vermögenden Auswanderern.
Doch nicht nur Deutschland verliert Reiche. Auch andere europäische Länder wie Frankreich (–800 Millionäre), Spanien (–500), Norwegen (–150), Irland (–100) und Schweden (–50) müssen laut der Studie mit einer negativen Millionärsbilanz rechnen. Den größten Aderlass dürfte jedoch Großbritannien erleben: 16.500 Millionäre könnten dem Land in diesem Jahr den Rücken kehren – ein Vermögensabfluss von über 90 Milliarden US-Dollar. Selbst China, das in den vergangenen Jahren stark vom globalen Wohlstandswachstum profitiert hatte, wird laut Henley & Partners 7.800 vermögende Bürger verlieren – und damit rund 56 Milliarden Dollar an Kapital.
Demgegenüber stehen wenige, aber auffällige Gewinner. Die Vereinigten Arabischen Emirate werden 2025 voraussichtlich 9.800 neue Millionäre anziehen – die höchste Nettozuwanderung weltweit. Auch die USA profitieren mit einem erwarteten Plus von 7.500 Wohlhabenden. Damit zeigt sich einmal mehr, dass Reichtum zwar global verteilt ist – aber zunehmend auch global mobil.
MK