Insolvenzverwalter: Nicht jedes Unternehmen sollte vom Staat gerettet werden

Insolvenzverwalter: Nicht jedes Unternehmen sollte vom Staat gerettet werden Bild: Depositphotos / S_Kohl

Hülsta, Görtz, und Hakle, jetzt auch noch der Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof – die aktuelle wirtschaftliche Situation fordert Opfer. Aber muss einer drohenden Insolvenz mit Geldern vom Bund entgegengewirkt werden? Wenn es nach Christoph Niering, Vorsitzender des Verbands Deutscher Insolvenz- und Sachverwalter (VID), geht, eher nicht: »Staatliche Hilfe sollte nur Unternehmen zugutekommen, die zukunftsfähig sind. Denn nicht mehr tragfähige Unternehmen binden wichtige Ressourcen wie spezialisierte Arbeitskräfte, die in überlebensfähigen Einheiten dringend gebraucht werden«, wird er in einem Bericht auf der Onlineplattform der »Tagesschau« zitiert. Man solle nicht alle Unternehmen künstlich am Leben erhalten.

Er ist der Meinung, dass die Arbeitnehmer, die durch eine Insolvenz ihren Arbeitsplatz verlieren, auf dem aktuellen Markt schnell wieder etwas Neues finden würden. Die Arbeitslosenquote beträgt landesweit 5,3 Prozent, und laut dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, bräuchte Deutschland jährlich 400.000 Zuwanderer, um den Fachkräftemangel zu beseitigen. Insolvenzexperte Nieling fragt: »Ist es heute richtig, jedes Unternehmen zu erhalten? Oder wären diese Arbeitsplätze nicht möglicherweise bei einem anderen Unternehmen mit einem wirklich tragfähigen, zukunftsorientierten Geschäftsmodell viel besser aufgehoben?«

Als Beispiel führt er Galeria Karstadt Kaufhof an. Hier half der Wirtschaftsstabilisierungsfonds bereits mit 680 Millionen Euro, 2 Milliarden Euro Schulden wurden gestrichen, für eine »riesige Verkaufsfläche, wo sich immer weniger Menschen verirren«, so Niering. Er meint, die 17.000 betroffenen Arbeitnehmer würden vom Markt liebend gern übernommen. Er gibt zu bedenken, dass es den Arbeitnehmern in anderen Unternehmen besser gehen könnte, weil sie nicht ständig um ihren Arbeitsplatz fürchten müssten. Und: »Unternehmen, die permanent immer nur eine rote oder eine schwarze Null fahren, die man also gerade am Leben hält, die bezahlen keine Steuern auf Gewinne, weil sie keine haben; Arbeitnehmer, die in Kurzarbeit sind, zahlen keine Lohnsteuer. Wenn sie aber die Mitarbeiter in erfolgreiche Betriebe geben können, werden auch mehr Steuern gezahlt«, wird Christoph Niering zitiert.

Holger Schäfer, Experte für Beschäftigung und Arbeitslosigkeit für das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, sieht es laut dem Bericht ähnlich, jedoch sei das Problem aus seiner Sicht, die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens zu beurteilen – für den Staat und für die Arbeitnehmer.

MK

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