Krisen für sich nutzen – mit einer smarten Strategie

Krisen für sich nutzen – mit einer smarten Strategie Mirjam Hagen

Wer eine gute Rendite erzielen will, muss wachsam sein und zum richtigen Zeitpunkt reagieren. Gleichzeitig kann sich Geduld mit dem Aktienmarkt auf Dauer auszahlen. Wie gute Strategien gerade in volatilen Phasen aussehen können, und was aktuell nicht ratsam ist, erklärt Investment-Experte Mario Lüddemann in unserem Interview.

Warum lieben gute Trader Krisen?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Aktienmärkte im Schnitt um 6 bis 8 Prozent steigen, das heißt, Trader, die auf steigende Kurse setzen, werden natürlich mehr als diese 6 bis 8 Prozent Performance erreichen und auch kontinuierlich ihre Gewinne einfahren. Richtig große Gewinne macht ein Trader immer dann, wenn es eine Krise gibt, zum Beispiel die Coronakrise, der Krieg in der Ukraine oder steigende Inflation, und gleichzeitig steigende Zinsen. Hier fallen die Aktienmärkte sehr schnell, häufig 20 bis 30 Prozent und mehr, und das innerhalb von wenigen Wochen. Das heißt, der gute Trader profitiert davon, dass die Märkte sehr schnell fallen und dann häufig technische Gegenreaktionen erzeugt werden. So gelingt es guten Tradern in Krisen oft, 50 bis 100 Prozent innerhalb eines Jahres zu erzielen.

Viele wünschen sich schnelle zweistellige Renditen. Ist das realistisch, wenn man aufgrund der Inflation beispielsweise auf dem Tagesgeldkonto sogar Minus macht?

Leider ist es so, dass man auf den Tagesgeldkonten heutzutage kaum noch Zinsen bekommt. Ähnlich ist es mit Lebens- und Rentenversicherungen, die einen Garantiezins von nur 0,25 Prozent haben und das bei einer Inflation von 7,6 Prozent. Es ergibt also wenig Sinn, solche Anlageformen in der heutigen Zeit überhaupt noch zu nutzen. Smarte Investmentstrategien schaffen aber Jahr für Jahr kontinuierlich weit über 10 Prozent jährliche Rendite. Das bedeutet, man schlägt nicht nur die Inflation, sondern am Ende des Tages bleibt sogar noch etwas übrig. Wichtig hierfür ist eine gute Investmentstrategie, der man auch treu bleibt. Disziplin – das ist das Stichwort. Man muss mittel- und langfristig planen, um solche Renditen zu erreichen. Dies ist für Privatanleger mit einem Zeitaufwand von drei bis fünf Stunden im Jahr aber sehr einfach umsetzbar.

Welche Trends erkennen Sie aktuell an der Börse? Und sollte man diesen stets folgen, oder kann es sich auch lohnen, diese auszusitzen und sein eigenes Ding zu machen?

Aktuell sieht man unterschiedliche Trends. Auf der einen Seite sehen wir, dass die Inflation steigt, was dazu führt, dass die Zentralbanken dazu gezwungen sind, ihre Zinsen zu erhöhen. Zudem sehen wir, dass aufgrund dieses Szenarios, inklusive des Krieges in der Ukraine, Aktienmärkte unter Druck geraten. Das Ganze kann und sollte man als Trader und auch als Investor für sich nutzen. Steigende Zinsen bedeuten, dass man als Investor genau darauf, dass diese steigen, setzen sollte. Entsprechende Finanzprodukte werden angeboten und können auch als Privatanleger gehandelt werden. Auch bei fallenden Aktienmärkten stellt sich die Frage: Bin ich engagiert und habe Positionen im Aktienmarkt? Dann stellt sich die Frage, ob es sich überhaupt noch lohnt, zu verkaufen. In den meisten Fällen lohnt es sich nicht mehr zu verkaufen, wenn die Aktienmärkte schon um 20 Prozent oder der Nasdaq um 30 Prozent gefallen sind. Hier würde ich eher darüber nachdenken, falls die Aktienmärkte noch einmal ins Rutschen kommen, neue Positionen aufzumachen. Denn langfristig ist die Anlage am Aktienmarkt sicherlich die wertstabilste, die es gibt.

Von welchem Investment würden Sie derzeit spontan abraten?

Vom Kauf von Immobilien zu den derzeit extrem hohen Preisen und stark anziehenden Zinsen. Hier gibt es so gut wie keine Mietrendite mehr, deswegen würde ich mich hier zurückhalten.

Ein zweiter Bereich sind die Kryptowährungen. Hier würde ich auf jeden Fall zurückhaltend agieren und es lediglich als Spekulation sehen, denn Kryptos sind keine Wertspeicher. Sie haben viele Menschen sehr reich gemacht, das steht außer Frage. Der Ukraine-Krieg, steigende Zinsen und die hohe Inflation haben in den vergangenen Wochen aber gezeigt, dass Kryptowährungen sehr anfällig sind, was viele am Anfang nicht geglaubt haben. Die meisten Kryptowährungen haben mehr als 50 Prozent an Wert verloren, während die Aktienmärkte nur um circa 20 Prozent eingebrochen sind und Gold vom Hoch sogar nur einen Bruchteil dessen. Demnach gehören Kryptos für mich in den Bereich der Spekulation, ich würde hiervon abraten.

Mit Verlusten muss man auch bei einer ausgefeilten Strategie rechnen, der Markt ist ja oft volatil, aber haben Sie Angst vor dem ganz großen Strategie-Irrtum?

Tatsächlich ist es so: Je höher die erwartete Rendite ist, desto größer ist auch die Volatilität. Nichtsdestotrotz zeigen Aktienmärkte, – den Dow Jones gibt es schon seit gut 120 Jahren – dass sie langfristig gesehen nur eine Richtung kennen und das ist nach oben. Krisen gab es in diesen 120 Jahren einige, sie haben auch dazu geführt, dass die Aktienmärkte volatil sind. Hat das einen Einfluss auf eine langfristige Strategie als Investor? Nein! Denn grundsätzlich gibt es kaum Alternativen, als langfristig am Aktienmarkt zu investieren. Hier steigen die Märkte schon seit Jahrzehnten durchschnittlich um mehr als 6 bis 8 Prozent, unabhängig von allen Krisen. Wenn man sich nun mit dem Thema etwas mehr beschäftigt, dann sind hier Renditen von 10, 15 oder auch 20 Prozent durchaus möglich. Deshalb kann ich nur jedem raten, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und Investor zu werden. Denn die größten Investoren dieser Welt investieren alle ausnahmslos in Aktienmärkte.

MK

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