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»Die angespannte Mitte«: Neue Studie zeigt hohe Zustimmung zur Demokratie 

Aber auch wachsendes Misstrauen

3 Min.

17.11.2025

Die aktuelle Ausgabe der Friedrich‑Ebert‑Stiftung-Mitte-Studie unter dem Titel »Die angespannte Mitte« offenbart ein zwiespältiges Bild der politischen Stimmung in Deutschland: Zwar bekennen sich laut Erhebung 79 Prozent der Befragten grundsätzlich zur Demokratie — gleichzeitig sagen nur noch 52 Prozent, dass sie der Auffassung sind, Deutschland habe eine »im Großen und Ganzen gut funktionierende Demokratie«.

Auch wenn ein klares rechtsextremes Weltbild nur noch von 3,3 Prozent der Bevölkerung geteilt wird (gegenüber 8 Prozent vor zwei Jahren), zeigt sich ein größerer Graubereich: Rund 20 Prozent der Befragten stimmen nationalchauvinistischen Aussagen zu — etwa der Aussage: »Das oberste Ziel deutscher Politik sollte es sein, Deutschland die Macht und Geltung zu verschaffen, die ihm zusteht.«

Die Studie spricht folglich von einer Mitte, die nicht implodiert, jedoch zunehmend angespannt und unentschlossen agiert. Viele Menschen weisen zwar grundlegende Werte wie Menschenwürde und Gleichheit zurück (88 Prozent), gleichzeitig findet jedoch etwa ein Drittel (34 Prozent) Zustimmung zu Aussagen wie »Im nationalen Interesse können wir nicht allen die gleichen Rechte gewähren«.

Ein weiterer kritischer Befund: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bleibt fest in der Mitte verankert. So stimmen ca. 17 Prozent israelbezogenem Antisemitismus zu, weitere 22 Prozent antworteten mit »teils/teils. Gleichzeitig wächst das Misstrauen gegen demokratische Institutionen und Verfahren: 62 Prozent der Befragten, die der Demokratie eine schwache Funktionalität zuschreiben, sehen die regierenden Parteien als Betrüger an; bei Befürwortern funktionierender Demokratie sind es lediglich 5,5 Prozent. 

Die Autoren ­unter Leitung von Andreas Zick betonen, dass politisches Handeln jetzt vor allem Vertrauen stärken, demokratische Orte schaffen und Ambivalenzen aushalten muss. Sie verweisen auf die Bedeutung politischer Bildung (61 Prozent fordern einen stärkeren Fokus) und zivilgesellschaftliches Engagement (50 Prozent sind bereit, sich aktiv einzubringen).

In einem Umfeld globaler Unsicherheiten ­— wirtschaftlich, politisch, ökologisch ­— wird das Ergebnis der Studie zur Warnung: Eine Gesellschaft kann formal demokratisch bleiben, aber in ihren Einstellungen und dezentralen Alltagserfahrungen driftet sie in Haltungen ab, die demokratische Stabilität schwächen könnten.

                                                                                                                                  SK

 

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