Kunst-Investment: Ist Picasso passé?

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Seit 1999 sind die Preise für Picassos Werke doppelt so schnell gestiegen wie der generelle Markt für Kunst des 20. Jahrhunderts. Doch jetzt sind Händler und Auktionshäuser nervös, dass die Picasso-Party vorbei sein könnte. 

Der bisherige Hype um den spanischen Ausnahme-Künstler zeigt sich besonders deutlich in Version O seiner Reihe »Les Femmes d’Alger«. Denn es ist nicht nur das teuerste seiner rund 25.000 Kunstwerke, sondern es erlebte auch eine beeindruckende Wertsteigerung. 1997 wechselte es noch für »nur« 32 Millionen Dollar den Besitzer. 2015, also bloß 18 Jahre später, erzielte es auf einer Versteigerung des Auktionshauses Christie’s einen Rekordpreis von 179,4 Millionen Dollar – mehr als eine Verfünffachung!

Die neuen Fragen der Kunstkritiker

Doch ausgerechnet jetzt, zu Picassos 50. Todestag am 8. April 2023, mehren sich die Anzeichen, dass der Markt kippen könnte. Ein Indikator dafür ist der schwindende Einfluss des Genies auf die Kreativen von heute. Der Kritiker Ben Luke hat Dutzende von ihnen interviewt für den Podcast »A Brush With…« und stellt fest, dass nur noch wenige Picasso als Inspiration nennen. Dieser Stimmungswandel fällt genau in eine Zeit, in der eine generelle Debatte an Fahrt aufnimmt: Dürfen wir noch den Künstler von seinem Privatleben trennen?

Die heutige Kulturelite lehnt das zunehmend ab und stört sich an Picassos Umgang mit Frauen. Denn die Legende hat seine Ehefrauen betrogen und Kinder mit verschiedenen Frauen gezeugt. Außerdem verurteilen ihn heutige Kunst-Kritiker dafür, dass er eine Liaison mit seiner Muse Marie-Thérèse Walter begann, als er 45 und sie 17 war. Auch die Werke anderer Kunst-Könige wie Salvador Dalì haben an Wert verloren, weil Kritiker und Sammler ihr Privatleben verurteilen.

Offener Hass

Nun erwarten Händler und Investoren mit großer Spannung, wie das Echo auf die Ausstellung »Celebration Picasso« im Brooklyn Museum ausfällt. In Juni findet ihre Eröffnung statt. Laut Museum wird die Exhibition einige der dringendsten Fragen aufgreifen, die junge, diverse Museumsbesucher zur Verbindung von Frauenfeindlichkeit, Männlichkeit, Kreativität und Hochbegabung stellen. Hannah Gadsby, eine Kuratorin der Ausstellung, nimmt hier eine radikale Position ein und behauptet in einer Netflix-Show, Picasso habe an der »Geisteskrankheit Misogynie« gelitten. Sie gibt sogar offen zu, ihn zu hassen.

SH

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