Niedrige Inflation in der Schweiz: Berechnungen sind nur bedingt vergleichbar

Niedrige Inflation in der Schweiz: Berechnungen sind nur bedingt vergleichbar IMAGO / Geisser

In Deutschland hat die Inflationsrate im Juni 7,6 Prozent betragen, in der Eurozone 8,6 und in der Schweiz nur 3,6 Prozent. Das erscheint niedrig, ist für die Schweiz aber die höchste Teuerungsrate seit 1993. Die Berechnung in dem Nachbarland ist etwas anders als in Deutschland und den anderen EU-Ländern, deshalb geben die Schweizer den in der Eurozone üblichen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) an, heißt es auf dem Onlineportal der »Tagesschau«. Dennoch gibt es Gründe, warum die Inflation in der Schweiz niedriger ausfällt.

Alexander Rathke von der Konjunkturforschungsstelle der Universität ETH Zürich erklärt das mit den protektionistischen Maßnahmen der Schweizer Regierung. Agrarprodukte von außen werden mit einem Zoll belegt, um heimische Produzenten zu schützen. Die Schweiz deckt zudem ihren Strombedarf fast ganz aus Wasser- und Atomkraft, während in Deutschland viel Strom mit teurem Gas produziert wird. Nur im Winter muss die Schweiz Strom importieren, was sich dann auch auf die Preise auswirkt.

Hinzu kommt, dass die »Warenkörbe«, mit denen die Inflation berechnet wird, unterschiedlich sind. Im Schweizer Warenkorb macht Energie wie Erdöl, Strom und Gas fünf Prozent aus, während es in Deutschland knapp zehn Prozent und zum Beispiel in den USA sieben Prozent sind. Dasselbe gilt für Lebensmittel: In der Schweiz liegt ihr Anteil im typischen Warenkorb bei 11,5 Prozent, in den USA bei 13 Prozent und in der Eurozone bei 15 Prozent. Laut Alexander Rathke sind die Preise in der Schweiz stabiler, jedoch ist das Preisniveau generell höher, zahlt man in den Nachbarländern 10 Euro für Lebensmittel, kosten dieselben in der Schweiz 18 Euro.

MK

 

 

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