Politik

Energiewende: Entschädigung der Waldbesitzer für Netzausbau gefordert

3 Min.

03.07.2014

Waldeigentümer fordern Miete für Stromtrassen im Wald, weil der Netzausbau vielerorts ihre Lebensgrundlage gefährdet

Philipp Freiherr zu Guttenberg (mite) bei einer Protestaktion

Die geplanten Stromtrassen von Nord nach Süd werden viele Wälder zerschneiden und die Lebensgrundlage ungezählter Waldbesitzer gefährden. Daher fordert AGDW – Die Waldeigentümer neben einer einmaligen Entschädigungszahlung eine zusätzliche regelmäßige Vergütung, vergleichbar einer Miete. Philipp Freiherr zu Guttenberg, Präsident der AGDW, mahnt im selben Kontext die Reform der seit 1950 gültigen, heute nicht mehr zeitgemäßen Dienstbarkeitsentschädigung an: „Die Entschädigungsregelungen für Enteignungsverfahren sehen vor, dass die Eigentümer mit zehn bis zwanzig Prozent des Verkehrswerts abgespeist werden. Es kann aber nicht angehen, dass für uns die alten Regelungen gelten, während den Netzbetreibern eine Rendite von bis zu neun Prozent garantiert wird.“

OHNE ENTSCHÄDIGUNGEN KANN ES NICHT GEHEN

Die „Stromautobahnen“ sind ein zentraler Baustein der Energiewende. Noch wesentlich härter als die Landwirte würde das Jahrhundert-Bauprojekt aber die Waldbesitzer treffen. Zu Guttenberg beschreibt den Unterschied: „Ein Landwirt kann unter einer Stromtrasse weiterackern, aber wir Waldbesitzer verlieren unsere Produktionsgrundlage.“ Die Trassen werden den Wald auf einer Breite von durchschnittlich 80 Meter zerstören, um den Kontakt zwischen der Leitung und den Bäumen zu verhindern. Dies bedeutet neben dem Baumverlust auch die Versiegelung der Flächen durch Wege und Bauobjekte. Normale Baumhöhen von 25 bis 30 oder 50 Meter Höhe, wie sie für forstlich genutzte Baumarten erforderlich sind, sind dann dauerhaft nicht mehr möglich. Zu Guttenberg: „Eine ordnungsgemäße, nachhaltige Forstwirtschaft ist in diesem Bereich nicht mehr durchführbar.“

Zu Guttenberg führt den Generationenvertrag ins Feld, der eine gerechte Regelung erfordere, und verweist zur Findung eines fairen Ausgleichs auf eine Studie der Bauhaus-Universität Weimar: „Das dortige Institut für Infrastrukturökonomie und Management hat ausgerechnet, dass eine jährliche Nutzungsvergütung gerade einmal einen Mehrbetrag von 28 Cent pro Jahr und Durchschnittshaushalt bedeutet. In diesem Rahmen stellen wir uns eine adäquate Lösung für die enteigneten Waldeigentümer vor.“

Energiewende: nicht ohne Holz und nur mit den Waldeigentümern
Um die Energiewende Wirklichkeit werden zu lassen, hält die AGDW eine dezentrale Stromerzeugung für die beste Lösung. Hierbei komme dem heimischen, nachhaltig erzeugten Biorohstoff Holz eine Schlüsselrolle zu. Im Interesse einer beschleunigten Energiewende und des dafür notwendigen Trassenausbaus sei es klug, wenn die Politik rasch handelte und die betroffenen Eigentümer mitnähme, um eine möglichst breite Akzeptanz bei diesem sensiblen Thema zu erzielen. Ohne angemessene und faire Ausgleichsregelungen, so Guttenberg, sei mit erfahrungsgemäß langjährigen gerichtlichen Auseinandersetzungen zu rechnen. Die Waldeigentümer seien an einer fairen Lösung interessiert und stünden zu einem konstruktiven Dialog bereit, betont Philipp zu Guttenberg, Sprecher der mehr als zwei Millionen privaten und kommunalen Waldeigentümer in Deutschland.

Arbeitsgemeinschaft AGDW Die Waldeigentümer 12.06.2014, Bild AGDW

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