Alles Begann im Januar 2020, man traf sich zuerst noch in den Mittagspausen, später im Videochat. Eingeweiht wurden nur die, denen vertraut wurde, damit die Chefs nichts mitbekamen. Ein Jahr lang planten sie, rekrutierte, kalkulierten Budgets und berieten sich mit Anwälten. Nun traten sie an die Öffentlichkeit. Das Ergebnis ihrer Planungen ist die Alphabet Workers Union (AWU), eine Gewerkschaft.
Mit der AWU gibt es zum ersten Mal bei einem großen amerikanischen Techunternehmen eine organisierte Angestelltengewerkschaft. Bislang nur einige hundert Mitglieder stark, sollen weitere Mitglieder rekrutiert werden. Im Gegensatz zu klassischen Gewerkschaften setzt sich die AWU nicht für höhere Löhne oder bessere Arbeitsbedingungen ein. Alphabet, das Mutterunternehmen von Google, zahlt gute Gehälter und junge Angestellte verdienen schon mehr als 100.000 US-Dollar im Jahr.
Die Gewerkschaft fordert, „dass Google nach den Idealen der Beschäftigten handelt“, sagt Gründungsmitglied Dylan Baker gegenüber der Welt. Den Angestellten geht es um Gleichberechtigung und den Nutzen von Technologie für gute Zwecke, eine Rückkehr zum früheren Motto des Techgiganten „don´t be evil“. In der Vergangenheit hatten Angestellte erreicht, dass Google sich aus dem Projekt Maven zurückzog, bei dem künstliche Intelligenz für die Auswertung von Satellitenfotos für das US-Militär eingesetzt werden sollte. Sie sammelten Unterschriften gegen die Entlassung der Forscherin Timnit Gebru, die den Algorythmen des Techgiganten Google, Diskriminierung vorwarf.
Die AWU ist eine Minderheitsgewerkschaft. Das bedeutet, dass sie keine Tarifverträge für die Alphabet-Angestellten aushandeln kann und nicht über Löhne, Arbeitszeiten und Urlaubsanspruch mitbestimmen können. Doch der Gewerkschaft geht es primär darum, öffentlich Druck auf den Konzern auszuüben um somit Entscheidungen zu beeinflussen und Missstände in die Öffentlichkeit zu bringen.