Finanzen und Technologie gehen seit Jahrzehnten Hand in Hand. Die Geburtsstunde dieser Liaison liegt in den 60er Jahren, als die Barclays Bank den ersten Geldautomaten vorstellte. Was jedoch neu ist und sich in den letzten Jahren grundlegend geändert hat, ist das Phänomen, dass sich die Initiative für solch einen technischen Wandel nicht mehr nur in den Händen der großen Finanzplayer befindet, sondern immer mehr von externen Startups vorangetrieben wird. Die traditionelle Finanzwelt wird demokratisiert. Dabei sind die Gründer keinesfalls Geeks in Sneakers und zerrissenen Jeans, sondern technikaffin, smart und haben oft einen Finanzbackground. Und sie sind vor allem eines: Visionäre. Sie haben eine Vorstellung davon, wie Banking von morgen aussehen wird und mit ihren Innovationen bringen sie eine verstaubte und konservative Branche in das 21. Jahrhundert.
Zukünftig könnte eines von folgenden drei Szenarien eintreten: FinTechs werden kapitulieren, kooperieren oder konkurrieren.
Große Unternehmen sind ungelenkig und ihre Strukturen bremsen Innovation. Organisationseinheiten müssen vorgegebene Ziele erfüllen, vom Weg abkommen wird selten belohnt. Denn Innovation ist auch das Produkt eines Trial-and-Error-Prozesses, der so in einem kleineren Rahmen eher durchführbar ist. FinTechs haben mit ihren Ansätzen gewiss die Finanzwelt verändert, doch was ist, wenn dieser technologische Fortschritt für die Branche nur als Treiber diente und lediglich ein Anstoß für einen digitalen Wandel war? Vielleicht bestand die Rolle von FinTechs darin, Finanzinstituten die richtige Richtung zu zeigen, doch langfristig haben sie neben Banken und Co. keine Chance. Denn einer der großen Vorteile von FinTechs, die günstigen Preise, ist zum Teil das Resultat fehlender Regulierung. Regulierung kostet. Noch fungieren sie im Graubereich, noch ist die Rechtslage unklar. So könnte das Szenario eintreten, dass nur ein paar wenige Player sich langfristig etablieren, der größte Teil jedoch die durch eine regulatorische Änderung entstandenen Kosten nicht tragen kann, kapituliert und die innovative Technologie an Finanzinstitute verkauft. FinTechs weisen eine hohe Innovationsdichte auf, haben jedoch wenig Kapital, um alles zu verwirklichen, während Finanzinstitute zwar das Kapital besitzen, doch weniger Innovation, in welche sie investieren könnten. Ein kooperierendes Szenario wäre folglich auf den ersten Blick ein „best of both worlds“. Ein Zusammenschluss würde die jeweiligen Vor und Nachteile ausgleichen und wird bereits von vielen FinTechs angenommen – sei es nur, um so an die Vorteile einer Banklizenz zu gelangen. Denn Regulierung ist nicht nur eine finanzielle Bürde, sie schafft auch für den Kunden Sicherheit. Außerdem können traditionelle Banken einen größeren Kundenstamm vorweisen und ermöglichen es FinTechs so, ihre innovative Technologie zu skalieren.
Oder ist die Denkweise, die Methodik und die gelebte Unternehmenskultur zwischen FinTechs und traditionellen Finanzplayern zu unterschiedlich, sodass man eine kooperiende Zukunft langfristig ausschließen kann?
Noch ist das Vertrauen in die Banken sehr groß, noch scheinen sie „too big to fail“. Eine weitere Finanzkrise könnte diese Illusion endgültig rauben. Auch der Gesetzgeber muss sich dazu klar positionieren und die Frage nach der Regulierung klären. Nur so wird sich zeigen, welches Szenario eintritt. Die Zukunft von FinTech wird sich spätestens in der nächsten Finanzkrise entscheiden.