Weltkonjunktur vorerst weiter mit wenig Schwung

133411_web_R_B_by_Bernd Sterzl_pixelio.de(IfW) Die weltwirtschaftliche Dynamik war zu Beginn des Jahres 2014 gering. Indikatoren lassen für das zweite Quartal aber eine wieder etwas raschere wirtschaftliche Expansion erwarten. Für das zweite Halbjahr 2014 und das Jahr 2015 erwarten wir, dass sich die Weltkonjunktur weiter belebt. Dabei dürfte sich die wirtschaftliche Expansion vor allem in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften nach und nach verstärken. Hingegen bleibt die Dynamik in den Schwellenländern im Prognosezeitraum insgesamt verhalten, insbesondere wenn man die hohen Expansionsraten zum Vergleich heranzieht, die im vergangenen Jahrzehnt verzeichnet wurden. Alles in allem rechnen wir mit einem Anstieg der Weltproduktion im laufenden Jahr um 3,5 Prozent; für 2015 erwarten wir einen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von 3,9 Prozent. Damit haben wir unsere Erwartung für beide Jahre im Vergleich zur Märzprognose geringfügig reduziert. Bei diesem Expansionstempo dürfte die Auslastung der weltweiten Produktionskapazitäten im Durchschnitt dieses Jahres nochmals leicht zurückgehen, im kommenden Jahr steigt sie allenfalls geringfügig an.

  • Schwache weltwirtschaftliche Expansion zu Jahresbeginn – Die weltwirtschaftliche Aktivität hat im ersten Quartal 2014 nur schwach zugenommen. Für das zweite Quartal lassen die Indikatoren eine etwas stärkere Expansion erwarten, die Grunddynamik ist aber nach wie vor gering.
  • Sonderfaktoren in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften – Die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten stagnierte im ersten Quartal nicht zuletzt aufgrund eines ungewöhnlich harten Winters, in Japan führten Vorzieheffekte im Zusammenhang mit der Mehrwertsteuererhöhung zu einem Schub beim privaten Konsum.
  • Schwellenländer unter Druck – Zu Jahresbeginn 2014 kamen Aktien, Anleihen und Wechselkurse in vielen Schwellenländern erneut unter Druck. Allerdings waren dieses Mal vor allem solche Länder betroffen, in denen akute wirtschaftspolitische Probleme oder politische Unsicherheiten länderspezifische Risiken darstellten. In den übrigen Ländern waren die Kursverluste an den Finanzmärkten zumeist deutlich weniger ausgeprägt als während der Episode im Sommer. Gleichwohl dürften verschlechterte Finanzierungsbedingungen die wirtschaftliche Expansion in vielen Schwellenländern vorerst dämpfen.
  • Geldpolitik bleibt expansiv – Die monetären Rahmenbedingungen sind in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften nach wie vor günstig. Im Euroraum haben sie sich in den vergangenen Monaten sogar spürbar verbessert, und angesichts der niedrigen Inflation hat die EZB ihre Politik nochmals gelockert. In den Vereinigten Staaten wird zwar das Volumen der Anleihekäufe zurückgefahren, zu einem Anstieg der Zinsen ist es aber in den vergangenen Monaten nicht gekommen.
  • Finanzpolitik bremst nur noch wenig – Von der Finanzpolitik gehen im Jahr 2014 nur noch moderat dämpfende Wirkungen aus. In den Vereinigten Staaten bedeutet die Einigung im Haushaltsstreit, dass die Finanzpolitik deutlich weniger restriktiv wirkt.  Auch im Euroraum und im Vereinigten Königreich wird im kommenden Jahr kaum noch konsolidiert.
  • Ausblick: Weltkonjunktur nimmt nur allmählich Fahrt auf – Wir erwarten eine Beschleunigung des Anstiegs der Weltproduktion im Prognosezeitraum, doch bleibt die Dynamik mit 3,5 Prozent im laufenden und  3,9 Prozent im nächsten Jahr moderat. Die Verstärkung der Weltkonjunktur im Prognosezeitraum geht dabei vor allem auf die Belebung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften zurück. Insbesondere dürften die Investitionen nach und nach an Schwung gewinnen. In den Vereinigten Staaten wird das Bruttoinlandsprodukt voraussichtlich mit 2,1 Prozent in diesem und 3 Prozent im nächsten Jahr expandieren. Im Euroraum wird sich die Erholung allmählich kräftigen; für 2015 erwarten wir einen Produktionsanstieg um 1,7 Prozent, nach 1 Prozent im laufenden Jahr. Hingegen nimmt die Dynamik in den Schwellenländern im Prognosezeitraum nur geringfügig zu und bleibt verhalten, wenn man die hohen Expansionsraten zum Vergleich heranzieht, die im vergangenen Jahrzehnt verzeichnet wurden.

Bruttoinlandsprodukt und Verbraucherpreise in ausgewählten Ländern und Regionen 2013–2015

Bruttoinlandsprodukt Verbraucherpreise
2013 2014 2015  2013   2014 2015
Vereinigte Staaten 1,9 2,1 3,0 1,5 0,9 1,6
Japan 1,6 1,5 1,0 0,4 2,7 1,8
Euroraum -0,4 1,0 1,7 1,4 0,8 1,5
Vereinigtes Königreich 1,7 3,0 2,9 2,6 1,8 2,2
Fortgeschrittene Länder insgesamt 1,3 1,9 2,5 1,4 1,6 2,1
China 7,7 7,2 7,0 2,6 2,5 3,0
Lateinamerika 2,8 3,1 3,6 7,8 8,8 8,9
Indien 4,7 5,8 6,0 10,9 8,0 7,5
Ostasien 5,2 4,0 5,0 4,1 4,9 4,4
Russland 1,3 0,5 1,8 6,8 6,0 5,8
Weltwirtschaft insgesamt 3,1 3,5 3,9 4,0 4,1 4,2
Nachrichtlich:
Welthandelsvolumen
2,7 3,5 5,0 . . .
Ölpreis (US-Dollar/Barrel) 109,0 109,2 111,5 . . .
Weltwirtschaft
(gewichtet auf der Basis von Marktwechselkursen des Jahres 2013)
2,6 3,0 3,5 3,4 3,5 3,7
Ostasien: ohne China, Indien und Japan. — Grau hinterlegt: Prognose des IfW.

Quelle: Prognose des IfW

Kurzfassung des Kieler Diskussionsbeitrags 539/540 „Weltkonjunktur vorerst weiter mit wenig Schwung“ von Klaus-Jürgen Gern, Martin Plödt, Björn van Roye, Joachim Scheide und Tim Schwarzmüller.

 

IfW 12.06.2014

Bild Bernd Sterzl  / pixelio.de

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