Die Auswertung der Zahlen ergibt, dass die Importe der Amerikaner aus der Eurozone – und darunter vor allem aus Deutschland – deutlich zurückgegangen sind. Gleichzeitig werden mehr US-Autos nach Europa exportiert. So sind allein die Importe der USA von Fahrzeugen und Autoteilen aus Deutschland von 2015 bis 2019 um fast 10 Mrd. US-Dollar auf schätzungsweise 28,3 Mrd. US-Dollar zurückgegangen. Die Importe aus der gesamten Eurozone sind mit minus 4,7 Mrd. Dollar (von 52,8 Mrd. Dollar 2015) etwas weniger stark gesunken.
Dafür aber haben in dem Zeitraum die US-Exporte von Autos und Autoteilen in die Eurozone sehr deutlich zugenommen und sind um 5,3 Mrd. auf 17,9 Mrd. US-Dollar 2019 gestiegen. Im Ergebnis ist das Handelsdefizit der USA mit Deutschland im Automobilsektor damit von seinem Maximum bei circa 30 Mrd. US-Dollar im Jahr 2015 auf knapp 20 Mrd. US-Dollar gefallen; jenes mit der Eurozone von circa 40 Mrd. US-Dollar auf voraussichtlich etwa 30 Mrd. US-Dollar.
„Dieses deutlich gefallene Defizit macht es für die USA weniger attraktiv, Autos mit Strafzöllen zu belegen und Gegenzölle zu riskieren“, so Felbermayr. „Die Zahlen deuten auch darauf hin, dass Trumps Handelspolitik der Drohungen wirkt. Die deutschen Autobauer haben offenbar Produktion in die USA verschoben und exportieren mehr Fahrzeuge von dort nach Europa.“ Neben dem Import deutscher SUV-Marken aus den USA dürfte der Erfolg von Tesla zu den Verschiebungen beigetragen haben.
„Inzwischen hat Trump die Einführung von Autozöllen mehrmals verschoben, was die Begründung mit nationalen Sicherheitsbedenken immer unglaubwürdiger macht. Insgesamt ist die Gefahr, dass Trump tatsächlich Autoimporte aus der EU mit Strafzöllen belegt, deutlich gesunken“, sagt Felbermayr.
Insgesamt hat sich das Handelsbilanzdefizit der USA mit der EU aber erhöht, weil Importe aus China im Bereich Konsum- und Investitionsgüter durch Importe aus der EU substituiert wurden. Die Importe der USA aus der Eurozone sind 2019 um 28 Mrd. auf 415 Mrd. US-Dollar angestiegen, die Exporte in die Eurozone dürften deutlich schwächer zugelegt haben, um 15 Mrd. auf 247 Mrd. US-Dollar. „Auch wenn vorerst nicht mit Autozöllen zu rechnen ist – für eine Entwarnung im transatlantischen Handelsstreit ist es noch zu früh. Denn das Anwachsen des US-Defizits im Güterhandel mit der Eurozone könnte die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und der EU deutlich verschärfen“, so Felbermayr.
Diese Woche wird der neue EU-Handelskommissar Phil Hogan seine erste offizielle Reise nach Washington unternehmen und wird sich dort den Diskussionen um die europäisch-amerikanische Handelsbilanz stellen müssen.
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