„Griechenland muss den Anschluss an die hochentwickelten Industrieländer schaffen, um an der internationalen Wertschöpfungskette teilzuhaben“, urteilt Dr. Klaus Schrader, stv. Leiter des Zentrums Wirtschaftspolitik. Insbesondere im Bereich Export müsse sich Griechenland stark verbessern. „Als verhältnismäßig kleine Volkswirtschaft mit kleinen Absatzmärkten muss das Land sehr viel mehr exportieren, um wirtschaftlich zu wachsen.“ Vergleichbare Länder wie Irland, Slowenien oder Ungarn exportieren Waren und Dienstleistungen in Höhe von 100 Prozent ihres BIP, Griechenland bewegt sich bei 30 Prozent. Auch setzt Griechenland beim Export vor allem auf rohstoff- und arbeitsintensive Produkte und tritt dadurch teilweise in einen Preiskampf mit Schwellen- und Entwicklungsländern. So werden die griechischen Warenexporte von Erdöl und daraus hergestellten Produkten angeführt – obwohl das Land den Rohstoff erst selbst importieren muss. Auch Obst, Früchte oder Fisch stehen weit oben auf der griechischen Exportliste, versprechen aber in unveredelter Form, auch durch die Konkurrenz von Großplantagen und Aquakulturen etwa in Asien oder Osteuropa, kaum große Gewinne. Bei Hightech-Produkten „Made in Greece“ herrscht derweil weitgehend Fehlanzeige.
Zwar sind in den letzten Jahren spürbar mehr Touristen in das Land gereist und haben so für Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor gesorgt. Doch gerade hier sind traditionell kaum höherwertige Qualifikationen erforderlich, die Bezahlung ist dementsprechend auf niedrigem Niveau. „Griechenland muss zu einem hochentwickelten Industrieland werden, mittlerweile haben selbst einige Länder aus Asien und Osteuropa Griechenland beim technologischen Know-how überholt“, so Schrader. Der Weg zur Produktion von Investitionsgütern mit hoher Wertschöpfung, welche entsprechend eine Nachfrage nach hochqualifizierten und gut bezahlten Fachkräften bedinge, könne nur mit Hilfe privater Investoren eingeschlagen werden. Sie seien für den Aufbau wettbewerbsfähiger Strukturen unabdingbar. Der öffentliche Sektor – zu dessen tatsächlicher Größe keine verlässlichen Zahlen veröffentlicht würden – müsse in jedem Fall weiter reduziert werden und dürfe keinesfalls zur Schaffung neuer Stellen herhalten.
„Um Griechenland dauerhaft aus der Schuldenfalle zu befreien, ist ebenfalls ein zweiter und finaler Schuldenschnitt nötig“, so Schrader. Daran geknüpft werden müssten aber in jedem Fall restriktive Bedingungen, insbesondere dass es kein frisches Geld von den Euroländern gebe. Für den derzeitigen fiskalischen Spielraum Griechenlands spiele ein Schuldenschnitt allerdings kaum eine Rolle, da durch lange Laufzeiten und Niedrigzinsen die Belastungen bereits deutlich heruntersubventioniert wurden.
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