(ots) – Die neue Normalität heißt: Langsames Wachstum der Industrienationen, Stabilisierung der aufstrebenden Nationen und die allmähliche Abnahme systemischer Risiken – wie der aktuelle Deloitte Global Economic Outlook für das dritte Quartal 2014 zeigt. Danach entwickelt sich die Euro-Zone trotz einer verhalten positiven Tendenz sehr unterschiedlich. In den USA sorgt eine anziehende Verbrauchernachfrage ebenso für positive Signale wie der beschleunigte Rückgang der Arbeitslosigkeit. China versucht den Spagat zwischen Wachstumssicherung und Konsolidierung des Kreditwesens. In Indien sorgt eine neue Regierung für neue Perspektiven. In Brasilien sind die Aussichten durchwachsen: Das Wachstum schwächelt und die sozialen Verwerfungen sind nur schwer in den Griff zu bekommen. In Japan hängt alles vom „dritten Pfeil“ der Abe-Regierung ab, während Russland mit seiner Orientierung nach Asien neue Wege einschlägt, aber an gravierenden strukturellen Problemen leidet.
„Trotz Stabilisierung der Weltwirtschaft sorgen die kriegerischen Konflikte von der Ukraine über den Nahen Osten bis hin zum südchinesischen Meer für neue Unsicherheiten und Risiken. Bislang zeigen die Finanzmärkte jedoch nur wenig Reaktion – ob aus Optimismus oder aus Ermüdung, bleibt dahingestellt“, kommentiert Dr. Alexander Börsch, Leiter Research Deutschland bei Deloitte.
Das BIP der USA ist in Q1 2014 unerwartet um 2,9 Prozent gesunken – vor allem wegen des harten Winters. Die Binnennachfrage blieb aber stabil – und gibt Anlass zu Optimismus für den Rest des Jahres. Insbesondere im Gesundheitsbereich geben die US-Bürger wieder deutlich mehr aus. Im Mai 2014 erreichte der Beschäftigungsstand erstmals wieder das Vorkrisenniveau, zudem legt der Abbau der Arbeitslosigkeit an Tempo zu- eine Fortsetzung der positiven Entwicklung im weiteren Jahresverlauf wird erwartet.
China muss zwei gegensätzliche Strategien in Einklang bringen: Einerseits soll das Wachstum gehalten, andererseits aber die exzessive Kreditvergabe insbesondere im Schattenbankensystem eingedämmt werden, die dieses bislang sicherstellte. Derzeit steigt die Kreditmarktaktivität wieder – im Mai 2014 um 12,54 Prozent gegenüber dem April. Ein weiteres Problem liegt in der hohen Verschuldung der Provinzregierungen. Die Gefahr einer Immobilienblase indes nimmt ab, auch die Inflation ist auf einen Tiefstand gesunken.
Nach der Wahl der neuen Regierung stehen die Zeichen fürs Erste auf politische Stabilität. Die Herausforderungen sind unverändert groß: Das Wachstum bleibt mit unter 5 Prozent schwach, die Lebensmittelpreise steigen überproportional, die Infrastruktur ist stark ausbaubedürftig. Der neue Regierungschef Modi hat zehn Prioritäten definiert, darunter die Auflösung des Investitionsstaus. Auch soll die politische Ebene effizienter und transparenter handeln und damit das Vertrauen der Investoren stärken.
Die Wirtschaftspolitik Japans besteht aus drei Pfeilen, fiskalischer Stimulus, geldpolitischer Stimulus und Deregulierung. Der dritte Pfeil der Deregulierung und strukturellen Reform entscheidet, ob die Abenomics Japan wieder Aufwind geben können. Die Pläne der Regierung zielen aktuell auf eine Reform der Unternehmensbesteuerung, die Schaffung eines trans-pazifischen Freihandelsabkommens und Liberalisierung des Arbeitsmarkets. Auch eine Agrarreform, mehr PPP-Infrastruktur-Projekte und nicht zuletzt die Energiefrage spielen eine Rolle. Die japanische Wirtschaft scheint eher skeptisch zu sein, was die Nachhaltigkeit der Abenomic-Effekte betrifft, wie sich in den steigenden Cash-Beständen der japanischen Unternehmen und den steigenden Auslandsinvestitionen zeigt.
„Russland als BRIC-Staat benötigt unabhängig von der drohenden politischen Isolation dringend neue Impulse abseits des Rohstoffexports. Aktuell fallen die Investitionen, der Konsum schwächelt und die Wirtschaft schrumpft. Zurzeit scheint Russland einen Ausweg vom Konflikt mit dem Westen in China zu liegen, wie das Gasabkommen zeigt. Das Misstrauen internationaler Investoren gegenüber Russland kann hierdurch aber kaum kompensiert werden“, ergänzt Dr. Alexander Börsch.
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