Deutschland verliert im internationalen Ranking der wirtschaftlichen Freiheit: Seine im Jahr zuvor verbesserte Position konnte es nicht halten. Das geht aus der am 6. Oktober 2014 veröffentlichten Studie Economic Freedom of the World 2014 hervor, die sich auf Daten des Jahres 2012 stützt. Sie fasst die Ergebnisse der Bewertung der wirtschaftlichen Freiheit von 152 Ländern weltweit in einem Index zusammen. Dessen wichtigste Eckpunkte sind individuelle Handlungsfreiheit, freiwillige Austauschbeziehungen, freier Wettbewerb und die Sicherheit privater Eigentumsrechte.
Zwar gehört das Land zu den wirtschaftlich freiesten Ländern Europas, doch reicht seine Bewertung nicht an die seit Jahren von Hongkong, Singapur und Neuseeland geführte Spitzengruppe heran. Auf der von 0 (geringste Freiheit) bis 10 (höchste Freiheit) reichenden Skala erreicht Deutschland 7,55 Indexpunkte; im Vorjahr waren es noch 7,66. Auf Rang 28 platziert sich Deutschland zwischen Litauen (27) und Ruanda (29) und damit hinter anderen führenden Industrienationen. Ausschlaggebend für den Rückgang in der Gesamtbewertung Deutschlands waren leichte Verschlechterungen in allen Teilindizes mit Ausnahme der Regulierungsintensität.
„Deutschland muss ehrgeiziger sein und nicht nachlässig“, kommentiert Dr. Wolfgang Gerhardt, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit dieses Ergebnis. „Die Vergangenheit zeigt, dass das Potential dazu vorhanden ist. Wir müssen verhindern, dass der Staat die wirtschaftliche Freiheit Stück für Stück dem politischen Opportunismus preisgibt. Wenn marktwirtschaftliche Grundsätze geopfert werden, dann gerät soziale Sicherheit in Gefahr und die Perspektiven der nächsten Generation werden schlechter.“
Dr. Detmar Doering, Leiter des an der Studie beteiligten Liberalen Instituts der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, sekundiert: „Deutschland hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass ihm die wirtschaftliche Freiheit gut zu Gesicht steht. Es ist riskant, hier weiter an Boden zu verlieren. Doch der Staat mischt sich zunehmend mit Transfers und Subventionen ins Wirtschaftssystem ein, wie die Studienergebnisse zeigen. Dass es nicht gelungen ist, die Erosion der wirtschaftlichen Freiheit auch in anderen Bereichen wie dem Rechts- und Eigentumsschutz, der Geldpolitik und der Gewährleistung von Freihandel zu verhindern, gibt ebenfalls Anlass zur Sorge.“
Gegenüber dem Vorjahr unverändert steht Hongkong mit 8,98 Punkten auf dem Spitzenplatz im Ranking, gefolgt von Singapur (8,54) und Neuseeland (8,25). Auch am Tabellenende hat sich wenig geändert. Venezuela ist mit 3,89 Indexpunkten Tabellenletzter und die Ländergruppe mit den größten Defiziten der wirtschaftlichen Freiheit besteht überwiegend aus Ländern des afrikanischen Kontinents.
Die Studie wird im Auftrag des Economic Freedom Network durchgeführt, einem Verbund von Forschungsinstituten aus 52 Ländern. Auf deutscher Seite ist das Liberale Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit beteiligt.
Quelle: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Bild: leungchopan depositphotos