Nachdem viele meiner Prognosen und Anlageempfehlungen für 2020 voll aufgegangen sind, gab es etliche Nachfragen nach meinem Ausblick für 2021.
Performance der Anlageempfehlungen für das Jahr 2020 vs. zu Ende 2019:
2020 war ein turbulentes Jahr und hat unser Leben für immer verändert. Der IWF nannte es eine Krise wie keine jemals zuvor. Niemand wird das letzte Jahr vermissen und alle hoffen auf ein besseres neues Jahr. Ich bin da skeptisch und gehe davon aus, dass 2021 dem Vorjahr in nichts nachstehen wird.
Wie von mir immer wieder aufgeführt, befinden wir uns inmitten einer historischen Zeitenwende, die nicht gestoppt werden kann und uns in allen Bereichen große Veränderungen beschert – nicht nur wirtschaftlich und finanziell, sondern auch politisch und gesellschaftlich. Dieser von mir prognostizierte Paradigmenwechsel wurde durch die Ereignisse des letzten Jahres unterstrichen und bestätigt. Was viele nicht wissen: Schon vor Corona war dies der Fall. Die Pandemie hat diese Entwicklung lediglich massivst beschleunigt und die Schwächen und Sollbruchstellen in unserem jetzigen System herausgearbeitet und schmerzhaft verdeutlicht. Für viele unbekannt: Die Eingriffe der Notenbanken begannen schon im September 2019. Zinsen wurden weltweit gesenkt und die Rezession war schon im vollen Gange.
In Deutschland haben wir chaotisch, kopflos agierende Politiker erlebt, die in ihrer Rolle als kompetente Politiker, die durchgreifen, offensichtlich versagt haben, sich aber durch steigende Popularität und immer bessere Umfragewerte in Wahlprognosen bestätigt gesehen haben. Mit diesem Rückenwind hat man sich immer weiter mit noch härteren Maßnahmen gegenseitig übertrumpft, um sich in der Öffentlichkeit zu profilieren. Während Anfang des Jahres 2020 man das Virus noch heruntergespielt, auf Masken und Lockdown verzichtet hat, waren Masken bald Pflicht, der Lockdown initiiert und es wurden Millionen von Toten befürchtet. Nach dem ersten Lockdown hieß es dann, es wird keinen zweiten Lockdown geben und das es sogar ein Fehler war Friseurläden und den Einzelhandel zuschließen, um dann einen noch härteren und längeren zweiten Lockdown zu machen. In der Salamitaktik werden immer neuere Maßnahmen durchgeboxt und die Lockdowns verlängert. Wer mir auf Twitter folgt, wusste schon im April, dass ein zweiter Lockdown im Herbst definitiv kommen wird und dass dieser auch länger andauern wird als der erste. Ich gehe nach wie vor von April bis Mai aus und dann wieder wenn die Temperaturen sinken im Herbst 21.
Das Impffiasko ist ein weiteres skandalöses Versagen unserer Berufspolitiker. Ein Impfstoff, der aus Deutschland kommt, der aber nicht in ausreichender Menge für uns zur Verfügung steht, zudem Interessenskonflikte einer wieder mal völlig überforderten EU, die mit ihrer Unfähigkeit und Klientelpolitik Menschenleben gefährdet, ist eine glasklare Bankrotterklärung. Andere, nicht so beliebte Politiker wie z.B. Trump haben es dagegen geschafft genügend Impfdosen für ihre Bevölkerung heranzuschaffen. Germany first? Fehlanzeige! Konsequenzen? Natürlich keine.
Kurzer Einschub: Wenn wir es nicht mal in Deutschland schaffen eine einheitliche Lösung zu finden und einzelne Bundesländer ihr eigenes Ding durchziehen, ausscheren und sich fetzen, wie kann man dann erwarten, dass in der Europäischen Union mit 27 unterschiedlichen Nationen es zu einem Konsens kommen kann? Dies ist leider naiv und der Grund warum die EU nicht funktioniert und scheitern wird.
Während alle schon im Mai 2020 von einer V-förmigen Erholung der Wirtschaft schwadroniert haben und ich vor verfrühten Optimismus gewarnt habe, wurde ich als Pessimist beschimpft. Jetzt kommt die Realität auch langsam bei den Ökonomen an und damit auch in der Politik. Die Illusion eines schnellen „zurück zum alten“ ist ein für alle Mal vom Tisch. Umso länger die Lockdowns andauern, umso größer werden die Kollateralschäden in der Wirtschaft, im Arbeitsmarkt, bei den Steuereinnahmen aber natürlich auch bei den Insolvenzen. Durch die Konjunktur-und Aufkaufprogramme der Notenbanken schwellen die Zombies immer weiter in neue Rekordhöhen an. Die Creditreform geht von circa 800.000 Zombieunternehmen in Deutschland aus, weltweit geht man inzwischen davon aus, dass 15 – 20 Prozent aller Unternehmen Zombies sind, die unter normalen Umständen schon längst über die Wupper gegangen wären. Die Staaten und Zentralbanken sind in einer gefährlichen Zwickmühle, denn wenn diese lebenden Toten tatsächlich pleitegehen, werden die Kreditausfälle eins zu eins in den Bilanzen der schwach kapitalisierten Banken durchschlagen und diese ebenfalls in den Abgrund mitreißen was dann wieder zu einer weiteren Bankenrettung führen würde, welche den Steuerzahler belasten würde. Aus diesem Grund spielt man das Spiel auf Zeit die Insolvenzverschleppung geht also erst einmal weiter, aber irgendwann ist Schicht im Schacht und der maßlos aufgeblähte Ballon wird platzen.
Was aber so sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass die ganze Party auch bezahlt werden muss. Aus diesem Grund werden wir weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen und finanzielle Repression sehen. Deutschland hat jetzt schon Belgien überholt und bürdet seinen Bürgern nun die größte Steuerlast weltweit auf. Populistisch wird jetzt eine Vermögensabgabe der Reichen propagiert. Wenn man allerdings schon bei einem Einkommen von 57.052 Euro brutto den Spitzensteuersatz von 42 Prozent bezahlt, darf man sich zurecht die Frage stellen, was als Reich gilt und vor allem wie hoch wohl der Freibetrag sein wird der verschont bleibt. Mit 57.000 Euro brutto macht man in Deutschland keine großen Sprünge.
Nach der drastischen Reduzierung des anonymen Tafelgeschäftes in den letzten Jahren von 15.000 Euro auf nur noch 2000 Euro (mal schauen wie lange noch) wird auch gegen das Bargeld weiter gepoltert. Im Zuge der Coronakrise hat man das dreckige infizierte Bargeld verteufelt und das saubere kontaktlose bezahlen überall propagiert. Wofür ein Virus doch alles gut ist.
Das scheint das Motto der Politik zu sein. Die Gunst der Stunde wurde genutzt und sollte alle Demokraten und freiheitsliebenden Bürger alarmieren und aufschrecken. Im Schatten der Coronakrise wurden Freiheitsrechte eingeschränkt und Entscheidungen getroffen, die zuvor unmöglich gewesen wären. Wir alle sollten wachsam beäugen, was so alles in der Politik passiert und verabschiedet wird.
Die Schuldenunion, die vertraglich im Maastrichter Vertrag ausgeschlossen war, wurde nun durch die Hintertür eingeführt und uns als alternativlos vorgesetzt und das von einer nicht zur Wahl gestellten und nie von uns gewählten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Deutsches Vertragsrecht wurde ausgehebelt, indem die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt und zuletzt sogar bis Ende Januar 2021 verlängert wurde. Damit könne die Zombies weiter vor sich hin vegetieren und die Politik hat sich teuer wertvolle Zeit erkauft. Eine Lösung ist dies aber nicht. Damit werden die Probleme lediglich in die Zukunft verschoben, wo sie sich aber weiter stark aufpotenzieren und ihre destruktive Zerstörungskraft maximal erhöhen.
Lebensversicherungen kommen damit man immer weiter in die Bredouille, da sie in schlecht verzinste Staatsanleihen investieren müssen und damit die Altersversorgung der Versicherten weiter dahin schmilzt. Die Notenbanken können die Zinsen nicht erhöhen, da ansonsten ganze Länder unter ihrer immensen Schuldenlast kollabieren würden. Neben den steigenden Staatsschulden sind die Bilanzen der Notenbanken drastisch gestiegen.
Die Bilanz der europäischen Zentralbank schnellt im Eiltempo von Rekord zu Rekord und zeigt lediglich auf, wie dysfunktional das Währungsexperiment Euro doch ist. Auch hier ist keine Lösung in Sicht. Aktuell steht man bei 7,23 Billionen Euro das sind fast 70 Prozent des BIP der
Eurozone. Tendenz weiter stark steigend.
Wie abstrus das ganze System bereits pervertiert ist, zeigt folgender Chart: Die Geldmenge M1 in den USA ist parabolisch angestiegen und würde in jedes Lehrbuch für einen exponentiellen Verlauf reinpassen. 21 Prozent aller jemals produzierten US-Dollar wurden seit März 2020 in Umlauf gebracht. Die Geldmenge steig um atemberaubende +65,6 Prozent auf 6,667 Billionen Dollar.
Parallel baut man weltweit an einem digitalen Währungssystem, um auch Minuszinsen langfristig zu etablieren, damit dem Bürger die Möglichkeit der Flucht aus dem Bankensystem mit Bargeld verwehrt bleibt. Zusätzlich werden die verzweifelten Rufe nach fiskalischen Paketen immer größer. Wir werden Konjunkturpakete gigantischen Ausmaßes sehen. Aber umso mehr Geld in die Hand genommen wird, umso geringer werden die Auswirkungen d.h. die Effekte nehmen drastisch ab und mit jeder Krise werden die notwendigen Summen größer aber der Nutzen nimmt parallel ab.
Als Beispiel nehmen wir die USA und ihre Zentralbank, die FED: Bei der Technologieblase im Jahr 2000 war die Bilanz der FED bei 80 Milliarden Dollar und die Zinsen bei 6,24 Prozent. Sie sanken dann auf 1,13 Prozent bis 2003 um dann wieder zu steigen.
Bei der großen Finanzkrise waren es denn schon 800 Milliarden Dollar Bilanzsumme und die Zinsen lagen bei 5,03 Prozent. Danach gingen die Zinsen schnurstracks Richtung Null.
Es gibt wie immer auch Profiteure einer Krise.
Die Corona Pandemie hat den Vermögenstransfer von unten, der Mitte nach ganz oben in den Turbo geschaltet und somit die Kluft zwischen Arm & Reich massiv vergrößert. Mehr Menschen als je zuvor sind weltweit in die Abhängigkeit der Staaten manövriert worden.
Die Milliardäre der Welt sind um 27 Prozent reicher geworden, die Umverteilung hat sich massivst beschleunigt und die Ungerechtigkeit vergrößert.
Was für ein absurdes Jahr: Während die Welt im Lockdown war, Geschäfte und ganze Volkswirtschaften geschlossen waren, die Arbeitslosenzahlen stiegen und die Weltwirtschaft um ca. 5 Prozent einbrach sind die Börsen nur kurz in die Knie, um dann wieder rasant neue Rekordhochs zu steigen. Die Marktkapitalisierung der Aktienmärkte stieg um 25 Prozent bzw. um 20 Billionen Dollar und hat erstmals die magische grenze von 100 Billionen Dollar überschritten ebenso wie die Staatsanleihen.
Durch die unendliche Liquidität der Zentralbanken werden die Vermögenspreisblasen weiter angefeuert und wir werden einen sogenannten „melt up“ sehen.
Obwohl wir den größten wirtschaftlichen Kollaps seit 1929 sehen, steigen die Aktienmärkte immer weiter und scheinen sich komplett von der Realität verabschiedet zu haben. Solange die Notenbanken ihre Geldschleusen offen lassen, wird dies auch weiterhin so bleiben. Klingt unglaublich, ist aber so. Allerdings ist es eine Illusion. Ich erwarte im Verlauf des Jahres, dass die Technologieblase (FAANG) korrigieren wird und damit auch der Gesamtmarkt. Die völlig überteuerten Techaktien sind jetzt höher bewertet als während der Internetblase im Jahr 2000. Folgende Chart zeigt dies schön auf:
Auswüchse der irrationalen Übertreibung, ist die Bewertung von Tesla.
Die Marktkapitalisierung des Elektroautobauers ist bei fast 700 Milliarden Dollar und damit höher als alle Autobauer der Welt zusammen. Tesla macht einen Umsatz von 28 Milliarden Dollar, die anderen 1,3 Billionen Dollar. Zudem verkauft Tesla nur einsechsundvierzigstel vom dem was die Mitbewerber an Autos absetzen. Phantasie hin oder her. Aber das schreit nach einer Korrektur.
Sollte man dagegen wetten? Wenn man mutig und liquide ist ja. Ansonsten stopp loss setzen, Gewinne auch mal mitnehmen und umschichten. Generell gehe ich von einer Trendwende aus: Ein Wechsel von spekulativen „Growth“ Aktien hin zu „Value“ Aktien, die in den letzten Jahren underperformt haben.
Auslöser für diese Korrektur könnten folgende Punkte sein:
Die USA sind momentan das Zünglein an der Waage. Hier gibt es einige Variablen, die das Fass zum Überlaufen bringen können. Die Spaltung in der größten Volkswirtschaft der Welt war noch nie so groß wie aktuell. So wie es aussieht, wird Donald Trump das Feld nicht verlassen, was die Demokratie in eine enorme Krise stürzen würde inkl. soziale Unruhen in den USA eventuell sogar Bürgerkrieg.
Eine andere Baustelle ist die Mutter aller Finanzmarktblasen:
Der 40-jährige Bullenmarkt bei den Staatsanleihen nähert sich seinem Ende und könnte auch schon 2021 implodieren. Dies würde ebenso einhergehen mit großen Verwerfungen an den Kapitalmärkten. Ich erwarte, das wir nach einer Deflation eine deutliche Inflation sehen werden und das Zeitalter der Sachwerte einläutet. Ich gehe weiter von einem schwächelnden US-Dollar aus.
Leider muss es erst schlimmer werden bevor es besser wird.
Trotz der miesen Aussichten gibt es jetzt auch Chancen. Jetzt beginnt die Dekade der Sachwerte die durch die Natur oder durch die Mathematik limitiert sind. Die Geldschleusen müssen offen bleiben und die Zinsen können gar nicht mehr steigen.
Marc Friedrich ist Finanzexperte, fünffacher Bestsellerautor, gefragter Redner, Vordenker, Freigeist und Gründer der Honorarberatung Friedrich Vermögenssicherung GmbH für Privatpersonen und Unternehmen.