Der Währungshandel kann eine interessante Alternative zu anderen Anlageformen sein. Euros gegen US-Dollar zu tauschen ist da zu kurz gedacht. Jürgen Wechsler, der Gründer von »Forex Freiheit«, kennt den Markt sehr genau und erklärt in unserem Interview, warum ein Blick auf die Devisen lohnt – auch bei Inflation.
Ja, definitiv. Die Schwankungen an den Devisenmärkten haben zuletzt wieder zugenommen und geben Investoren frische Chancen. Zudem steigen die Zinsunterschiede zwischen den einzelnen Währungen international wieder an. Das bringt tolle Möglichkeiten für Anleger. Beispielsweise werden Zinsstrategien mit Währungen (Carry Trades) dadurch wieder attraktiver. Das sorgt für einen Markt in Bewegung, und den kann man mit den passenden Strategien zu seinem Vorteil nutzen. Es gibt Währungen, die die Geldentwertung der Inflation besser bekämpfen als die US-Notenbank Fed oder die Europäische Zentralbank. Diese lassen den Realzins (= Geldmarktzins abzüglich Inflationsrate) von US-Dollar und Euro bei minus 7 Prozent im Keller. Das bedeutet auch für den Sparer einen Verlust von 7 Prozent pro Jahr. Euros auf dem Konto zu lassen ist momentan eine Geldwertvernichtungsmaschine. Andere Währungen bieten einen positiven Realzins und Zinseinnahmen, wie der Chinesische Yuan oder der Brasilianische Real. Wer den Währungshandel verstanden hat, kann internationale Chancen viel besser nutzen: in anderen Ländern zum Beispiel unterbewertete Assets kaufen und dazu noch weitere Währungsgewinne einstreichen. Man kann also günstige Investitionswerte in verschiedenen Währungsräumen nutzen und damit doppelt profitieren. Weiterhin können auch kurzfristige Handelsstrategien Renditen über 10 Prozent pro Jahr erzielen und damit der Inflation ein Schnippchen schlagen.
Hier gilt es zu unterscheiden, welchen Zeithorizont der Anleger hat. Die Hauptwährungen Euro, US-Dollar, Britisches Pfund, Australischer Dollar und Kanadischer Dollar werden aufgrund ihrer hohen Liquidität insbesondere im Tageshandel (Daytrading) genutzt. Um sich der Inflation entgegenzustemmen, eignen sich Währungen, die einen positiven Realzins liefern. Das sind wie schon erwähnt, aktuell der chinesische Yuan und der Brasilianische Real. Anleger mit einer langfristigen Strategie können auch Währungen weiterer wertstabiler Volkswirtschaften ins Auge fassen, wie beispielsweise Singapur Dollar, Schweizer Franken, Norwegische Kronen oder Australische Dollar. Außerdem sind wir vom Zyklus her in einem Rohstoffjahrzehnt. Rohstoffe sind eine Art Währungsersatz und internationales Austausch- und Handelsgut.
Je länger ein Anleger das Ganze konsequent durchführt, um so mehr profitiert er vom Zinseszinseffekt und hängt so die Inflation im Laufe der Jahre immer mehr ab. Damit kann nach der Inflation ein echtes Vermögen entstehen. Denn es wird Zeiten mit Verlusten geben, aber auch Zeiten mit großen Gewinnen. Die Streuung sorgt zudem für ein Risikomanagement und verhindert Klumpenrisiken. Der Währungsmarkt ist kein Über-Nacht-reich-werden-Markt. Es gibt kurzfristige Handelsstrategien (Trading) mit schnellen Richtungswechseln zwischen Kauf und Verkauf der Währungen, die höhere Gewinnaussichten bieten, dazu länger laufende Strategien, um Kursgewinne und Zinsen zu sammeln.
Für den Beginner im Währungshandel sind regulierte Broker mit einem Demokonto besonders hilfreich. Dort kann der Starter mit Demogeld alle Funktionalitäten risikolos testen, bis er sich sicher in der Anwendung fühlt. Wer gerne auf Nummer sicher gehen möchte, kann zudem Broker nutzen, die in ihren Ordermasken weitere Sicherungs- und Prüfmechanismen eingebaut haben, kleine Stückelungen für Transaktionen bieten und dazu noch deutschsprachigen Support liefern, wie beispielsweise CMC Markets. Die meisten Broker bieten die Geschäfte auf CFD-Basis an (Termingeschäft Contracts for Difference). Der direkte Handel von Währungen ist im kurzfristigen Trading aus Kostengründen seltener sinnvoll. Das ist eher für längerfristige Investitionen geeignet. Dafür gibt es je nach gewünschter Währung spezielle Broker und andere Dienstleister, die hier günstigere Konditionen anbieten.
Da gibt es etliche zu nennen: Der Handel mit Währungen ist 24 Stunden am Tag möglich, nicht nur zu bestimmten Börsenzeiten, das bietet eine hohe zeitliche Flexibilität, zudem sind Währungen weltweit verfügbar. Die Transaktionskosten sind niedriger als bei Aktien, enge Spannen zwischen An- und Verkaufskursen sparen nochmal Kosten. Der Anleger muss beim Währungshandel nur eine überschaubare Anzahl an Währungen beobachten, dadurch ist auch schnelleres Handeln möglich. Beim Aktienhandel sind es dagegen Tausende von Aktien, die beobachtet werden müssen. Die größere Liquidität ist ein weiterer Vorteil. Weil das Risikomanagement beim Währungshandel einfacher ist, ist das Risiko dadurch auch geringer, und man wird als Anleger auch weniger durch negative Kurssprünge überrascht, weil es kaum Handelslücken im Kursbild gibt. Unrealisierte Gewinne können für weitere Positionen genutzt werden, man kann den Zinseszinseffekt also optimal nutzen. Ein weiterer Vorteil ist, dass ausländische Währungen in Krisenzeiten im jeweiligen Krisenland immer herzlich willkommen sind. Aktien können hingegen nur sehr schwer auf Auslandskonten transferiert werden. Der Währungshandel bietet also Ertragsmöglichkeiten für alle Investorenzeiträume und Anlegermentalitäten. Daher erfreut sich der Währungshandel auch immer größerer Beliebtheit.
MK