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»Die Million ist das neue Mindestmaß!«

Sven Stopka über die optimale Altersvorsorge

5 Min.

21.08.2025

Finanzexperte und Buchautor Sven Stopka.

In einer Zeit der Niedrigzinsen, hohen Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten sei ein siebenstelliges Vermögen keine Frage von Luxus, sondern der notwendigen Altersvorsorge – das meint Finanzexperte und Autor Sven Stopka. Doch auf dem Weg dorthin lauern Fallen. Stopka beobachtet viele Finanzberater, die ihre Kunden mit irreführenden Methoden und undurchsichtigen Produkten locken, und sie so um die Früchte ihrer jahrzehntelangen Sparbemühungen bringen. Im Interview erklärt er, warum Angst ein schlechter Berater ist und warum man Millionär werden sollte.

Herr Stopka, Sie werfen Finanzberatern in Ihrem neuen Buch »Taschenspielertricks« vor. Was meinen Sie damit?

Wenn ich in meinem Buch von Taschenspielertricks der Finanzberater spreche, dann meine ich die Verkaufspraktiken, die Kunden mehr verwirren als aufklären. Dazu gehören etwa künstlich erzeugter Zeitdruck, angeblich »kostenlose« Beratungen, die tatsächlich über hohe Kosten und versteckte Provisionen finanziert werden, überzogene Steuervorteilsversprechen oder komplizierte Kostenstrukturen, die im Kleingedruckten verborgen sind. Diese Methoden führen häufig dazu, dass der Kunde nicht das beste Produkt für seine Situation erhält, sondern das für den Vermittler lukrativste. Selbst Vermittler sind oft nicht in der Lage, die Kostenstrukturen zu sehen oder auszurechnen.

Kaum ein Kunde konnte mir bislang berichten, dass in einem Beratungsgespräch ein Produkt in seinen Zahlen, Kosten und Hochrechnungen aufgeschlüsselt und offengelegt wurde.

Mir geht es darum, die Menschen für diese Mechanismen zu sensibilisieren und sie zu befähigen, kritische Fragen zu stellen. Ein seriöser Berater sollte transparent, unabhängig und nachvollziehbar darlegen können, warum er ein bestimmtes Produkt empfiehlt. Das in Zahlen, Daten und Fakten. Nur so entsteht im Gesamtbild eine echte, vertrauensvolle Beratung auf Augenhöhe. Viele machen es sich zu einfach und verstecken sich hinter tollen Hochrechnungen und blenden den Kunden damit. Der Kunde glaubt, sein Problem zu lösen, nur ist es oft am Ende bloß eine Teillösung, wenn es überhaupt eine sinnvolle Lösung ist.

Ist Angst also kein sinnvoller Anker?

Natürlich kann Angst Menschen kurzfristig wachrütteln – doch sie ist kein guter Ratgeber für finanzielle Entscheidungen. Wer aus Angst heraus Verträge unterschreibt, handelt selten im eigenen Interesse. Die Angst wurde geweckt. Der Vertrag gutgläubig unterschrieben. Und nun lebt dieser Kunde in einer Scheinsicherheit. Anstatt sich mal mit den Zahlen im Vertrag oder der Anlage zu beschäftigen, dümpelt das Geld Jahre vor sich hin. Bis ein Impuls kommt. Dann ist der Schock groß und wertvolle Zeit ist verstrichen. Unser Ansatz ist ein anderer: Wir setzen auf Aufklärung, Transparenz und auf eine langfristige Zusammenarbeit. Denn nur wer seine Möglichkeiten wirklich versteht, kann souverän und nachhaltig die richtigen Entscheidungen für seine Zukunft treffen.

Welches Vermögensziel sollten Menschen denn haben?

Das Vermögensziel sollte nicht willkürlich gewählt sein, sondern sich am individuellen Lebensstandard orientieren. Wer seinen heutigen Lebensstil im Alter fortführen will, benötigt in aller Regel ein siebenstelliges Vermögen – also mindestens eine Million Euro. Regelmäßig höre ich Aussagen wie: »Es muss keine Million sein, die ich an Vermögen aufbaue.« Das ist ein großer Irrglaube. Eine Million – das klingt hoch, ist aber realistisch, wenn man Inflation, steigende Lebenshaltungskosten und eine immer längere Lebenserwartung berücksichtigt. Entscheidend ist, frühzeitig richtig zu starten, systematisch zu investieren und einen klaren Finanzplan zu verfolgen. Dabei sollte man sich nicht alle paar Jahre vom Finanzvertrieb oder Vermittler ein neues Produkt verkaufen lassen, sondern die bestehenden Anlagen überprüfen. Ein neutraler Blick von außen ist dabei ratsam und entscheidend – denn welcher Vermittler würde schon freiwillig zugeben, dass ein vor Jahren verkauftes Produkt vielleicht nicht optimal war? Berücksichtigt man all diese Punkte, ist die Million keine Utopie, sondern eine realistische Größe für eine sichere und solide Altersvorsorge.

Sie sagen, jeder sollte Millionär werden?

Ja, ich sage: Wer seine Altersvorsorge wirklich ernst nimmt, kommt um das Ziel, Millionär zu werden, kaum herum. Nicht, weil es um Statussymbole oder Luxus geht – sondern steigende Lebenshaltungskosten, Inflation und eine längere Lebenserwartung, die dafür sorgen, dass ein paar Hunderttausend Euro im Alter schlicht nicht reichen. Die Million ist heute das neue Mindestmaß für finanzielle Sicherheit. Und das ist erreichbar: Wer früh richtig beginnt und konsequent und klug investiert, kann dieses Ziel realisieren – unabhängig von dem Lärm der Medien um Krisen und Probleme. Unabhängig vom Alter sollte jeder seine Entscheidungen zur Altersvorsorge aus der Vergangenheit überprüfen und gegebenenfalls umstellen. Jeder Monat, in dem Geld in falschen und überteuerten Produkten oder Lösungen liegt, ist verschenkte Zeit.

Und es hakt oft an Kleinigkeiten, warum der Vermögensaufbau nicht funktioniert?

Ja, häufig scheitert der Vermögensaufbau nicht an den großen Entscheidungen, sondern an vielen kleinen Stellschrauben. Blindes Vertrauen in den Vermittler oder das Produkt, zu hohe Kosten in Versicherungs- oder Anlageprodukten, eine fehlende Struktur im Spar- und Investitionsplan oder auch psychologische Fallen wie Angst, Gier und Bequemlichkeit summieren sich über die Jahre zu gewaltigen Verlusten.

Ein Beispiel: In meinem Buch rechne ich vor, dass bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung aus 250 Euro Monatsbeitrag über 35 Jahre hinweg fast 100.000 Euro allein durch Kosten aufgezehrt werden. Genau diese Kleinigkeiten entscheiden am Ende darüber, ob das Ziel der finanziellen Sicherheit erreicht wird oder nicht.

Niemand würde zu einem Steuerberater gehen, der vom Finanzamt bezahlt wird. Jedoch gehen alle zu einem Finanzberater, der vom Anbieter bezahlt wird. Schon komisch, oder? Es ist Zeit für einen Perspektivwechsel.

Danke für das Interview.

Unser Gesprächspartner: Sven Stopka ist Honorar-Finanzanlagenberater und Gründer von TUENDUM, zudem ist er Buchautor.

 

Literatur

»Du kannst es dir nicht leisten, kein Millionär zu werden«
von Sven Stopka
ForwardVerlag
256 Seiten
ISBN 978-3987551611
Erscheint: 9. September 2025 (ist ab sofort vorbestellbar) 

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