Wissen

Sachbuch als Investment

Wie Autoren ihr Wissen in einen bleibenden Wert verwandeln

6 Min.

18.07.2025

Michael Jagersbacher.

Viele Unternehmer und Fachkräfte im Finanz- oder Beratungssektor träumen davon, ihre Expertise in einem Buch zu veröffentlichen. Doch kann ein Sachbuch tatsächlich ein finanziell lohnendes Investment sein? Und wenn ja, worauf sollte man unbedingt achten, um das Projekt zu einem Erfolg zu führen? Michael Jagersbacher, Ghostwriter und Content-Experte, erklärt, wie Autoren ihr Buchprojekt als strategisches Asset nutzen – und warum Bestsellerträume oft an der Realität scheitern.

Reputation und Reichweite: Das Fundament des Bucherfolgs

»Die meisten Erstlingswerke erreichen nur ein paar hundert bis wenige tausend verkaufte Exemplare, wenn überhaupt«, erklärt Jagersbacher. Besonders im Sachbuchbereich entscheiden Vertrauen und Glaubwürdigkeit über Erfolg oder Misserfolg. Leser wollen sicher sein, dass sie Informationen von einer verlässlichen Quelle erhalten, was insbesondere in beratungsintensiven Branchen wie Finanzen, Wirtschaft oder Technologie essenziell ist. Wer keine Reichweite aufgebaut hat – etwa über einen regelmäßig erscheinenden Newsletter, eine aktive Social-Media-Präsenz, Podcasts oder kontinuierliche Fachbeiträge in angesehenen Medien – hat es schwer, das Buch aus eigener Kraft bekannt zu machen und in relevante Absatzkanäle zu bringen.

Diese Vorarbeit ist kein reines Marketing-Add-on, sondern bildet das Fundament für jeden messbaren Erfolg. Eine etablierte Expertenposition ist daher kein Bonus, sondern eine unverzichtbare Voraussetzung: Sie schafft die Grundlage, um das Buch als strategisches Asset einzusetzen und dessen immateriellen Wert gezielt zu heben. Nur wer bereits vor dem Buchprojekt in seiner Zielgruppe wahrgenommen wird, kann darauf vertrauen, dass ein neues Werk genügend Aufmerksamkeit erzeugt, um einen soliden Grundabsatz und die Chance auf einen langfristigen Return on Investment zu sichern.

Themenwahl: Nachhaltige Relevanz statt Trendjagd

Ein erfolgreiches Buchthema darf kein kurzfristiges Strohfeuer sein. Laut Jagersbacher sollten Unternehmer gezielt auf langfristig tragfähige Themen setzen, die mit der eigenen Expertise und Unternehmensstrategie eng verknüpft sind. Denn wer versucht, auf einen kurzfristigen Hype aufzuspringen, läuft Gefahr, dass das Thema längst an medialer und gesellschaftlicher Bedeutung verloren hat, wenn das Buch endlich auf dem Markt ist. Die Produktionszyklen im Buchbereich sind oft mehrere Monate lang, manchmal dauert es über ein Jahr von der Idee bis zum Erscheinen. Das ist ein Zeitraum, in dem sich Trendthemen schnell überholen können.

Authentische, zur persönlichen Marke und Positionierung passende Inhalte hingegen schaffen einen nachhaltigen Mehrwert: Sie sorgen dafür, dass das Buch langfristig Sichtbarkeit erzeugt, das Expertenprofil schärft und dauerhaft neue Geschäftschancen eröffnet. Ein Buch, das sich in die eigene Marke integriert und mit der eigenen Expertise korrespondiert, kann weit über den Verkaufszeitraum hinaus eine Schlüsselrolle als Türöffner zu hochkarätigen Kundenkontakten, Kooperationen oder Medienauftritten spielen.

Zahlen und Rendite: Buchverkauf als begrenzte Einkommensquelle

Ein nüchterner Blick auf die wirtschaftliche Seite ist unverzichtbar, wenn ein Buchprojekt als Investment betrachtet wird. Laut Jagersbacher verbleiben pro verkauftem Exemplar in der Regel zwischen 1,50 und 3 Euro beim Autor oder der Autorin, abhängig von Faktoren wie Verlag, Auflage, Buchpreis und den individuell vereinbarten Konditionen. Selbst wenn es gelingt, 10.000 Exemplare abzusetzen – was im Sachbuchmarkt bereits als außerordentlicher Erfolg gilt – summiert sich der Bruttoerlös auf maximal 30.000 Euro. Doch dieser Betrag täuscht: Steuern, Produktionskosten und insbesondere Marketingausgaben schmälern das Nettoergebnis erheblich.

Denn wer ein Buch nicht aktiv bewirbt, bleibt unsichtbar – und professionelles Marketing, wie PR-Kampagnen, Social Ads oder strategische Kooperationen mit Medien, kann schnell einen fünfstelligen Betrag verschlingen. Dazu kommen oft Reise- und Eventkosten, etwa für Buchpremieren oder Lesungen. »Jährlich 10.000 Exemplare zu verkaufen und diese Zahl dauerhaft zu halten, ist für die allermeisten Autoren utopisch«, stellt Jagersbacher klar. Er warnt davor, ein Sachbuch als primäre Einkommensquelle zu planen: Die Realität zeigt, dass nur wenige Bücher solche Verkaufszahlen überhaupt erreichen und dass selbst dann der finanzielle Spielraum überschaubar bleibt. Ein Buchprojekt sollte daher stets als langfristiges Asset zur Markenbildung verstanden werden, nicht als direkte Geldquelle.

Der Verlag: Multiplikator mit Grenzen

Verlage können eine entscheidende Rolle dabei spielen, ein Buch professionell auf den Markt zu bringen: Sie bieten Zugriff auf erprobte Vertriebsnetze, sorgen für ein qualifiziertes Lektorat und platzieren Titel im Buchhandel sowie in digitalen Shops. Sie verfügen über Kontakte zu Journalisten, Bloggern und anderen Multiplikatoren, was den Zugang zu relevanten Zielgruppen erleichtert. Doch selbst die Unterstützung eines großen Verlags garantiert keinen Erfolg. »Ohne das aktive Engagement der Autoren bleiben selbst hochwertige Bücher unsichtbar«, betont Jagersbacher. Der Verlag ist ein wichtiger Multiplikator, ersetzt jedoch kein strategisches Eigenmarketing – er verstärkt nur, was Autoren selbst an Reichweite und Sichtbarkeit aufbauen.

Indirekter Return on Investment: Buch als Türöffner

Der eigentliche Wert eines Sachbuchs liegt häufig nicht im direkten Verkaufserlös, sondern in seiner Wirkung als immaterieller Sachwert mit Hebelwirkung auf andere Geschäftsfelder. Ein überzeugendes Buch kann die Sichtbarkeit nachhaltig steigern, die Positionierung als Experte festigen und neue Einkommensquellen erschließen – etwa durch Beratungsmandate, Speaker-Engagements oder Coachings. Laut Jagersbacher ist ein Buch oft der entscheidende Türöffner, um Mandate auf C-Level-Ebene oder exklusive Partnerschaften zu gewinnen, die ohne den Vertrauensaufbau über das Buch unerreichbar gewesen wären.

»Ein klug platziertes Buch ist oft der Beginn einer neuen Geschäftsdimension«, so Jagersbacher. [1] Medienanfragen, Einladungen zu Fachkonferenzen und langfristige Kundenbeziehungen entstehen häufig erst durch den zusätzlichen Vertrauensbeweis, den ein veröffentlichtes Buch vermittelt. Wer das Buch strategisch einsetzt und mit der eigenen Marke verknüpft, kann es als langlebiges Asset nutzen, das weit über den Verkaufszeitraum hinaus Wert für das eigene Geschäft schafft.

Fazit: Strategisch planen statt vom Bestseller träumen

Im Finanz- und Wirtschaftsumfeld ist ein Buch kein reines Prestigeprojekt, sondern kann gezielt als Investment in den eigenen Markenwert genutzt werden. Jagersbachers Rat: »Wer Reputation, Thema und Marketing strategisch aufeinander abstimmt, verwandelt sein Buch in ein Asset, das über Jahre hinweg Wirkung entfaltet – weit über den direkten Verkaufserlös hinaus.«

Info: Michael Jagersbacher ist Autor, Ghostwriter von über 40 Sachbüchern und Herausgeber des Finanzmagazins Creditanstalt, dem Wirtschaftsportal Steirische-Wirtschaft und der Buchplattform Buchinsider.

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