Kommentar von Prof. Dennis J. Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft und amerikanischer Staatsbürger, zur Präsidentschaftswahl in den USA.
„In Zeiten wachsender globaler Unsicherheit ist Trumps Wahlsieg ein weiterer, großer destabilisierender Faktor. Trump ist sicherlich einer der ungewöhnlichsten und schillerndsten Wahlsieger, die Amerika je hatte. Sein Sieg ist eine demokratische Entscheidung der amerikanischen Bürger, die wir akzeptieren müssen. Viele seiner Aussagen im Wahlkampf waren Kampfansagen an Grundprinzipien der globalen Ordnung, den Freihandel und die offene Gesellschaft. Die spannende Frage wird nun, wie viele dieser Aussagen er in praktische Politik umsetzen will und kann.
Vor allem in ökonomischen Fragen hat Trump längst überwunden geglaubte Handelsbarrieren als neue Ideen für amerikanischen Wohlstand verkauft. Das Gegenteil wird passieren, wenn Trump seine Ankündigung von Zöllen, unbezahlbaren Subventionen und einem abgeschotteten Binnenmarkt wahr macht. Amerika wird ärmer werden, der weltweite Wohlstand durch weniger Handel zurückgehen.
Freihandel ist auch unter Donald Trump essenziell für den Wohlstand Amerikas. Die Globalisierung hat den Wohlstand in der Welt um ein Vielfaches erhöht und die Armut gesenkt. Nötig sind eine gerechtere Verteilung der Wohlstandsgewinne und mehr Chancengleichheit für alle.
Eine zentrale Herausforderung, um Trumps Versprechen an die Enttäuschten in der US-Gesellschaft einzulösen, ist eine aktivere Arbeitsmarktpolitik. Arbeitslose müssen leichter aus eigener Kraft wieder in den Arbeitsmarkt zurückfinden können, als es derzeit möglich ist. Dies ist umso dringender, da die digitale Revolution mit intelligenten Maschinen viele Routinejobs vernichten wird. Ausbildung, Weiterbildung, Fortbildung – Trump muss das lebenslange Lernen von staatlicher Seite mit aller Kraft unterstützen. Andernfalls stehen immer mehr Menschen ihrem Schicksal hilflos und in der Folge zornig gegenüber. Dieser Unmut hat Trump groß gemacht. Nun erwarten die Menschen, dass er seine Versprechen an sie einlöst.
Hillary Clinton und Donald Trump waren die unbeliebtesten Kandidaten, die in den vergangenen Jahrzehnten um das mächtigste Amt der Welt konkurrierten. Trump muss jetzt beweisen, dass er mehr kann als polarisieren und die Wut auf das Establishment schüren.“