Aufgrund von saisonalen Schwankungen, großzügig gewährten Zahlungszielen und anderen Einflüssen kann es aber gerade bei der Liquidität leicht zu Engpässen kommen, die den Betriebsablauf behindern. Nicht immer reagiert die eigene Hausbank in einer solchen Situation mit der nötigen Flexibilität und Schnelligkeit. Ist das Kreditinstitut nicht in der Lage, eine zeitnahe Lösung des Problems anzubieten, sind alternative Finanzierungsquellen gefragt, mit denen der finanzielle Spielraum kurzfristig ausgeweitet werden kann.
Eine in derartigen Situationen immer beliebter werdende Methode ist das Factoring. Das in den Vereinigten Staaten entwickelte Finanzierungstool wird auch in Deutschland immer beliebter, da es durch den Verkauf von Forderungen finanzielle Ressourcen schnell und unkompliziert vorzeitig aktiviert.
Beim Kampf um Marktanteile stellen großzügige Zahlungsziele einen wichtigen Wettbewerbsvorteil dar. Für das Unternehmen, das diese gewährt, bedeuten sie jedoch eine erhebliche Belastung der eigenen Liquidität. In den meisten Fällen müssen Unternehmen mehrere Wochen oder gar Monate auf die Bezahlung von Kundenrechnungen warten. Dies hat zur Folge, dass unter bestimmten Umständen aufgrund von zeitweise nicht vorhandenen finanziellen Mitteln Einkaufsvorteile in Form von Skonti oder anderen Rabatten nicht im gewünschten Umfang in Anspruch genommen werden können. Auch besteht die Gefahr, dass andere unternehmerische Entscheidungen angesichts einer zu geringen Liquidität in negativer Weise beeinflusst oder erst gar nicht getroffen werden.
Derartige Probleme sind mit Hilfe des Factorings effektiv zu vermeiden. Das Finanzierungsmodell eignet sich aufgrund seines Konzeptes zwar nicht als alleinige Finanzierungsquelle, als unkomplizierte Möglichkeit zur schnellen Liquiditätssteigerung bietet es jedoch entscheidende Vorteile.
Factoring ermöglicht es, die Wartezeit auf die Bezahlung einer Rechnung drastisch zu verkürzen. Dazu tritt der Unternehmer seine Forderung an eine Factoring Gesellschaft, einen sogenannten Factor, ab. Akzeptiert dieser den Ankauf einer Rechnung, so erhält das Rechnung stellende Unternehmen in der Regel binnen nur 48 Stunden ca. 90 % des ausstehenden Rechnungsbetrages. Die Auszahlung der um die Factoring Gebühren reduzierten Restsumme erfolgt nach der Bezahlung der Rechnung durch den Kunden.
Factoring empfiehlt sich aber nicht nur als unkomplizierte zusätzliche Finanzierungsquelle, sondern auch als effektiver Schutz vor Zahlungsausfällen. Sollte ein Kunde seine Rechnung aufgrund einer Insolvenz oder anderer Zahlungsprobleme nicht begleichen, liegt das Ausfallrisiko allein beim Factor. Nach dem Ankauf der Forderung übernimmt der Factor zusätzlich das gesamte Forderungsmanagement. Der eigene Verwaltungsaufwand erfährt somit in der Folge eine drastische Reduzierung. Die dadurch freigewordenen zeitlichen Ressourcen können so für andere Aufgaben im Unternehmen verwendet werden.
Über die bereits genannten Vorteile hinaus werden durch das Factoring auch positive Effekte auf die Bilanz erzeugt. Durch die Reduzierung der Außenstände bei gleichzeitiger Minderung der eigenen Verbindlichkeiten durch die gewonnene Liquidität erhöht sich die Eigenkapitalquote, was in der Folge zu einem besseren Kreditrating führt. Bei zukünftigen Verhandlungen mit der angestammten Hausbank können so verbesserte Konditionen ausgehandelt und notwendige Investitionen in das Unternehmen günstiger finanziert werden.
Insgesamt betrachtet präsentiert sich das Factoring also nicht nur als schnelles und unkompliziertes Mittel zur Steigerung der Liquidität und der Eigenkapitalquote, sondern auch als effektiver Schutz gegen Zahlungsausfälle und als Möglichkeit, das eigene Forderungsmanagement zu optimieren.