Ich versuche das Thema grundsätzlich aus einer ganzheitlichen Brille zu betrachten, sprich mir geht es um den digitalen Finanzmarkt in Deutschland. Ich glaube man muss da immer die gesamte Wertschöpfung betrachten. Natürlich spielen viele Startups mit Ihrer Geschwindigkeit in der Produktentwicklung, mit dem Kundenfokus, aber auch mit dem Enthusiasmus neue digitale Wege zu gehen, eine enorme Rolle. Aber es gibt eben nicht nur endkundengetriebene B2C-Modelle, sondern immer mehr B2B Fintechs die in der Öffentlichkeit gar nicht wahrgenommen werden. Fintechs haben sich heute im Markt etabliert und spielen eine zentrale Rolle in der digitalen Wertschöpfung.
Da gibt es ja alle möglichen Beispiele. Eine Foto-Rechnung ist eine White-Label Lösung bei der das Fintech gar nicht im Vordergrund auftaucht, das gleiche gilt auch für Kontowechsel-Dienste. Anders bei P2P-Überweisungen, die in Kooperation durchgeführt werden. Wieder andere bieten Schnittstellen an, damit über das Online-Konto neue Dienstleistungen wie zum Beispiel Bonitätsprüfungen durchgeführt werden können. Es gibt ja auch Banken, die ein P2P-Kreditplattform-White-Label einkaufen und das dann unter Ihrem Namen durchführen, gleiches gilt für neue Anlageformen wie Robo Advising. Die Liste kann so weitergeführt werden.
Eine Bank gibt die Kreditanfrage weiter, wenn ihr das Risiko zu hoch, das Volumen zu niedrig beziehungsweise die internen Kosten zu hoch sind. Über ihre Erlösmodelle haben sich die Unternehmen mir gegenüber nicht im Detail geäußert, aber ich denke, dass es eine Art Vermittlungsprovision geben könnte.
Über die konkreten Inhalte kann ich aktuell nichts sagen, da wir hier noch im internen Abstimmungsprozess sind, aber klar ist doch, dass hier Regeln definiert werden müssen, die das Vertrauen des Verbrauchers erhöhen. Die Fintechs bringen sich mit entsprechenden Ideen und Details ein. Ich schreibe das also nicht im stillen Kämmerlein, sondern hole mir immer wieder Feedback ein. Daher kann sowas auch ein paar Monate dauern, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden sind. Am Ende sollen die Fintechs das ja auch als „Gütesiegel“ für Ihre Arbeit offensiv bewerben.
Hemmschuh würde ich jetzt nicht per se sagen. Der Finanzmarkt ist eben ein stark regulierter Markt. Da hilft die Zusammenarbeit mit einer Bank. Allerdings sind die Anforderungen an bestimmte Lizenzen in den einzelnen EU-Staaten recht unterschiedlich geregelt. In dem einen Land benötigt man eine Partnerbank, in dem anderen nicht. Das kann dann auch dazu führen, dass man sich in anderen Märkten leichter tut.
Wenn der P2P-Kredit dem Verbraucher mehr Nutzen stiftet als ein „herkömmlicher“ Kredit, dann wird er diesen auch in Erwägung ziehen. Letztlich hängt das immer davon ab, wie meine Alternativen aussehen. Das kann bedeuten, dass er günstiger, schneller abzuschließen oder besser zu managen ist.
Auf der anderen Seite gibt es eine Gruppe an Endverbrauchern, die von Ihrer Hausbank aufgrund der zugrundeliegenden Bonität im Normalfall keinen Kredit bekommen und daher auf P2P-Kredite angewiesen sind. Dadurch bedienen die Plattformen Verbraucher, die komplett außen vor bleiben würden. In anderen Ländern hat dies natürlich eine deutlich höhere Bedeutung, weil die Bankeninfrastruktur eine andere ist und die Zahl der Personen ohne Bankverbindung höher als in Europa ist.
Schwer zu sagen, da es ja noch ein relativ junger Markt ist. Was ich an den meisten Plattformen klasse finde, ist dass Sie grundsätzlich über ihren Tellerrand gucken. Da kann dann ganz schnell ein neues Produkt entstehen oder ein neuer Markt adressiert werden. Richtig spannend wird es natürlich, wenn irgendwann mal die Niedrigzinsphase vorbei ist.