Hier wird es nach meiner Einschätzung in den nächsten Jahren massive Veränderungen geben. Banken und Versicherungen unterschätzen die neuen Marktteilnehmer. Ich verfolge die Entwicklung in diesem Bereich sehr genau und erwarte in den nächsten drei bis vier Jahren weitere interessante Startups, die den Markt weiter aufmischen werden.
Auf jedem Fall werden Startups aus dem Bereich Fintech den Banken gefährlich. Die Banken haben einen extrem hohen Kostenblock, zum Beispiel durch ihr Filialsystem. Startups dagegen sind schlank aufgestellt und extrem schnell. Neue Ideen werden sofort umgesetzt. Und gerade da haben die Banken das nächste Problem. Aufgrund der Strukturen dauern Veränderungsprozesse viel zu lange.
Die meisten Bankvorstände sind kurz vor ihrer Pensionierung. Da werden solche Sachen einfach ausgesessen. Meine Tipp: die Banken müssen sich intensiv mit den neuen Mitbewerbern beschäftigen. Und wenn ich der Vorstand einer Bank wäre, würde ich eine alte chinesische Weisheit zu Rate ziehen: „Wenn du einen Gegner nicht besiegen kannst, dann umarme ihn!“
Auf jedem Fall. Für beide Seiten, Kreditnehmer und Kreditgeber, sprich Geldanleger, ist der Bereich P2P-Kredit sehr interessant. Die Plattformen werden besser und standardisieren die Prozesse immer mehr. Aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase ist der P2P-Kredit für Geldanleger eine lukrative Alternative. Und die Einfachheit macht es für Kreditnehmer sehr einfach. Hier sehe ich in den nächsten Jahren die größten Zuwächse im Fintech-Bereich. Für diesen Bereich muss man schon fragen: „Wofür brauchen wir die Banken eigentlich noch?“
Die Banken wie wir sie heute kennen, werden verschwinden. In zehn, maximal 15 Jahren werden wir kein Bargeld mehr haben. Alle Geldgeschäfte werden online abgewickelt. Für Aktien gibt es Online-Broker, für Geldanlagen spezielle Anbieter. Kredite hole ich mir ebenfalls online. Die Anbieter sitzen irgendwo auf der grünen Wiese, die IT wird einen großen Teil der Abwicklung übernehmen. Bankmitarbeiter wird es kaum noch geben. Meines Erachtens wird die Bankenbranche in den nächsten Jahren eine Veränderung erleben, wie sie es in der Geschichte des Bankwesens noch nicht gegeben hat. Und das sind inzwischen fast 1.000 Jahre.
Die P2P-Anbieter betreiben eine zweiseitige Plattform. Die Betreiber müssen also sehen, dass Angebot und Nachfrage im Einklang sind. Nach meinen Erfahrungen und Gesprächen mit Crowdlending-Betreibern gibt es aktuell mehr Geld von Kreditgebern als Anfrage von Kreditnehmern. Auf Seite des Kapitals ist das Thema bekannt und interessant. Das Thema ist meines Erachtens bei den Privatleuten noch nicht angekommen. Hier muss die Branche nachlegen und die Dienstleistung bekannter machen.
Das sehe ich nicht als ein großes Problem. Gerade die Zusammenarbeit mit den Banken gibt der Branche eine gewisse Seriosität. Den Plattform-Betreibern fehlt noch die Lobby und die Aufmerksamkeit aus Berlin. Und die Banken sind an einer Zusammenarbeit interessiert. Ansonsten werden sie den Anschluss verlieren.
Neben meinem Engagement als Business Angel helfe ich Startups beim Aufbau des Vertriebs. Meines Erachtens ist dieser oft eines der größten Probleme junger Unternehmen. Ich könnte mir vorstellen, dass ich einem guten Gründerteam mit der richtigen Idee helfen könnte, die PS auf die Straße zu bringen. Mit zwei Teams war ich bereits im Gespräch, leider kamen wir nicht zusammen. Aber ich werde weiter die Augen offen halten und mich in Geduld üben. Aus diesem Grund investiere ich aktuell in Startups aus anderen Bereichen sowie kleinere Beträge ins Crowdlending.