In der Euro-Zone ist die Inflationsrate im Januar auf durchschnittlich 5,1 Prozent angestiegen. Dabei liegt die Inflation in Estland und Litauen sogar bei 12 Prozent. Deutschland befindet mit 4,9 Prozent knapp unter dem Durchschnitt. Professor Veronika Grimm sagte als Teil des Sachverständigenrats der Bundesregierung im »ZDF«, knapp die Hälfte der Preissteigerungen im Euro-Raum seien auf Energie- und Kraftstoffpreise zurückzuführen. Zusätzlich trügen auch Lieferengpässe im Zuge der Pandemie zur Inflation bei, teilte das Statistische Bundesamt auf seiner Webseite mit.
Die Intensität der Preissteigerung kommt dennoch für viele Ökonomen überraschend. Laut der »Tagesschau« hatten Experten zuvor mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 4,4 Prozent gerechnet.
Da die derzeitigen Zahlen die von der EZB angestrebte mittelfristige Inflationsrate von etwa zwei Prozent deutlich übertreffen, fordern Experten eine Abkehr von der bisherigen Preispolitik. »Die unerwartet hohe Teuerungsrate ist ein Nackenschlag für die EZB. Sie sollte die massiv gestiegenen Inflationsrisiken endlich anerkennen und geldpolitisch den Fuß vom Gas nehmen«, wird etwa Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, in verschiedenen Medien zitiert. Konkret empfehlen zahlreiche Ökonomen einen Anstieg der Zinsen. Zuvor hatte die US-Notenbank Fed eine solche Zinswende angekündigt. Anlässlich der Inflation fand am 3. Februar ein Treffen des EZB-Rats statt. Das Ergebnis: Zwar bleibt die EZB zunächst bei ihrem Kurs, doch ihre Präsidentin, Christine Lagarde, schließt eine Zinserhöhung in diesem Jahr nicht mehr aus.
Von Finanzexperten wird allerdings auch diese Strategie der EZB vielfach als zu lasch kritisiert. So sagte etwa DeKa-Bank-Chefvolkswirt Ulrich Kater dem »ZDF«: »Es kann passieren (…), dass man sich allgemein an hohe Inflationsraten gewöhnt und es ist Aufgabe der Notenbank, in einer solchen Situation Signale zu senden, dass die Inflation bekämpft wird.«