Finanzen

Yuan unter Abwertungsdruck

3 Min.

21.12.2015

Von Dr. Thorsten Polleit |
Steigende US-Zinsen erhöhen den Druck auf China, den Yuan-Wechselkurs
abzuwerten – und das wäre folgenreich für die Weltwirtschaft.
Im November 2015 sind Chinas Fremdwährungsreserven um 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat auf (umgerechnet) 3,53 Billionen US-Dollar geschrumpft.
Sie liegen damit nun knapp 14 Prozent unter ihrem bisherigen Höchstwert vom Juni 2014 in Höhe von 3,99 Billionen US-Dollar. Der bisherige Rückgang deutet an, dass die chinesische Regierung sich gegen eine Abwertung des Renminbi-Außenwertes gestemmt hat: Sie hat US-Dollar verkauft und damit die heimische Währung gekauft. Dennoch hat China Mitte August den Renminbi offiziell um etwa 3 Prozent gegenüber dem US-Dollar abgewertet. Seither hat er noch weiter gegenüber dem Greenback nachgegeben. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die USA locken mit höheren Zinsen. Werden aus Sicht der Investoren US-Dollar-Anlagen wieder attraktiv(er), kommt es zu Kapitalabzug aus China – es sei denn, die Chinesen sorgen für höhere Zinsen im eigenen Land. Das aber scheint derzeit alles andere als gewollt zu sein. Schließlich lahmt die chinesische Konjunktur. Steigende Zinsen würde sie wohl nicht verkraften, ohne die Probleme zu verschärfen, die die chinesische Zentralbank mit ihrer lockeren Geldpolitik abzuwehren versucht. Bei einem fortgesetzten Kapitalabzug kann China den Renminbi-Wechselkurs nur halten, wenn es seine US-Dollar-Reserven verkauft und dadurch die eigene Geldmenge verknappt. Endlos lässt sich das aber nicht durchführen, denn Chinas US-Dollar-Reserven sind nun einmal begrenzt.

Die chinesische Zentralbank hat allerdings ihren Zugang zu US-Dollar-Krediten ausgeweitet. Im Mai 2015 verfügte das Land über „Liquidität-SwapAbkommen“ in einem Volumen von immerhin 468 Mrd. US-Dollar. Das deutet darauf hin, dass China weiter die Politik einer „geordneten Beeinflussung“ des Renminbi-Außenwertes zu verfolgen scheint. Die Vermutung liegt daher nahe, dass China – aufgrund seiner beträchtlichen Fremdwährungsreserven – nach wie vor den Renminbi-Außenwert maßgeblich (mit-)bestimmen kann, so dass ein „zufälliges“, politisch nicht gewolltes Abwerten bis auf Weiteres unwahrscheinlich ist. China kann folglich den Außenwert seiner Währung gezielt zu handelspolitischen Zwecken einsetzen.

Es gab bereits heftige Erschütterungen in den weltweiten Finanzmärkten, als China den Renminbi-Außenwert Mitte August abgewertet hat. Unmissverständlich wurde dadurch klar, dass China die preisliche Wettbewerbssituation der amerikanischen, europäischen und japanischen Firmen zu Gunsten chinesischer Anbieter ganz plötzlich verschlechtern kann – mit weitreichenden Folgen für Aktienkurse, Kreditqualitäten und nicht zuletzt für die Beschäftigungslage weltweit. Ein weiteres Ansteigen der US-Zinsen dürfte China – sollte die heimische Konjunkturschwäche anhalten – verstärkt unter Druck setzen, von der Politik der Wechselkursabwertung Gebrauch zu machen.

Denn bekanntlich lässt sich der Wechselkurs einer Währung, die unter Abwertungsdruck steht, nicht dauerhaft durch währungspolitische Eingriffe hochhalten. Das zeigen viele Beispiele in der Währungsgeschichte. Es ist wohl nicht damit zu rechnen, dass Chinas Wechselkurspolitik dieser Gesetzmäßigkeit nicht unterliegt.

Bild: pixabay

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