Kontroverse Debatte zum Rentenpaket

Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall

In der Diskussionsreihe „Berlin Debates – Germany in Europe“ haben Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall, am Mittwochabend mit einem generationenübergreifenden Publikum kontrovers über das Rentenpaket der großen Koalition debattiert.

Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall

Hans-Jürgen Urban, Vorstandsmitglied der IG Metall

43 Prozent der rund 80 Gäste in der Berliner Vertretung der Europäischen Kommission stimmten danach der These zu, die große Koalition sei mit dem Rentenpaket auf dem falschen Weg. 34 Prozent fanden die Rente mit 63 und die Mütterrente richtig, 23 Prozent enthielten sich.

„Berlin Debates“ ist eine neue Debattenreihe zur Rolle Deutschlands in Europa. In bewusst kontroversem Format treffen Befürworter und Gegner einer These aufeinander und hinterfragen dabei Die Rolle und Relevanz deutscher Sichtweisen auf wirtschaftspolitische EU-Themen. Die Reihe „Berlin Debates – Germany in Europe“ wird von der Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland in Zusammenarbeit mit den Initiatoren der Berlin Debates, der Denkfabrik Thema1 und dem Deutsche-Welle-Journalisten Richard Walker veranstaltet.

DIW-Präsident Fratzscher vertrat die These, das Rentenpaket belade Staat, Wirtschaft und Gesellschaft mit hohen Kosten und sende damit auch für andere europäische Staaten ein „fatales Signal“. Die demografische Notwendigkeit, das Rentenalter zu erhöhen, werde damit in die Gegenrichtung verkehrt. Deutschland sei wirtschaftlich nicht so stark, wie die Stimmung derzeit Glauben mache. Um langfristig Wachstum und Beschäftigung zu sichern, müsse die Regierung mehr investieren. Stattdessen gehe das Geld aus dem Rentenpaket in den öffentlichen Konsum.

Die Gegenrede kam von Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und dort für Sozialpolitik zuständig. Man dürfe Sozialausgaben nicht nur als Kosten betrachten, da sie auch Nachfrage erzeugten, sagte Urban. Gerade bei niedrigen Einkommen sei die Konsumquote besonders hoch. Mit 0,7 Prozent der jährlichen Rentenausgaben seien die Kosten der Rente mit 63 vertretbar. Urban und Fratzscher waren sich mit weiten Teilen des generationenübergreifenden Publikums einig, dass das Rentenpaket allein die strukturellen Probleme im Arbeitsmarkt und im Rentensystem nicht löse.

Die nächste Veranstaltung der Reihe „Berlin Debates – Germany in Europe“ findet nach der Sommerpause statt.

 

EU-Kommission 03.07.2014, Bild IG Metall

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