Peking machte auf dem Kongress klar: Die chinesische Regierung soll die Kontrolle über die Nachfolge des Dalai Lama haben: „Ob er die Wiedergeburt beenden will oder nicht, liegt nicht in seiner Hand“, meinte der Vorsitzende des Regionalparlaments von Tibet, Padma Choling. Nach Auffassung des Dalai Lama ist es nicht nötig, dass seine Seele nach seinem Tod in einem anderen Körper wiedergeboren wird. Wie der 79-Jährige in der Vergangenheit immer wieder betonte, hätte er seine politische Macht schon 2011 abgegeben, weswegen es keinen Nachfolger geben müsse.
Seit über 500 Jahren gibt es den Dalai Lama. Wer zum religiösen Oberhaupt Tibets ernannt wird, entscheidet die chinesische Regierung. Nach Meinung des chinesischen Parteifunktionärs Zhu Weiqun wolle der Dalai Lama mit seinen Aussagen nur provozieren und sagte einem Bericht der New York Times zufolge: „Die Entscheidungsgewalt über die Reinkarnation des Dalai Lama und über das Ende oder das Überleben seiner Erbfolge liegt bei der Zentralregierung Chinas.“ Dabei geht es der Kommunistischen Partei weniger um religiöse, sondern um politische Belange. Der asiatische Staat hat Angst um seinen Einfluss in Tibet. 1959 musste der Dalai Lama aus seiner Heimat fliehen. Die chinesische Regierung sieht ihn seitdem als Gefahr an und hofft, dass sie nach seinem Tod einen in ihren Augen loyaleren Nachfolger bestimmen kann.
Seit jeher versucht China Tibet mit allen möglichen Mitteln zu kontrollieren. Als nach dem Tod von Panchen Lama, die zweithöchste Position im tibetischen Buddhismus, ein Nachfolger vom Dalai Lama bestimmt wurde, passierte Schlimmes: Der Junge, der die Rolle des Panchen Lama einnehmen sollte, wurde von der chinesischen Regierung verschleppt und ist bis heute nicht wieder aufgetaucht. Die Behörden in China legten einen eigenen Panchen Lama fest und kontrollierten seine Erziehung.
Im Falle der Dalai Lama entscheidet sich gegen eine Wiedergeburt, könnte China zwar einen Nachfolger bestimmen. Diesen würden die Tibeter jedoch niemals akzeptieren und dem neuen Panchen Lama sowie seinen Entscheidungen die Legitimation entziehen. Das ließe auch die politische Macht Chinas über Tibet schmälern.
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