Es kommt dabei nur auf die persönliche Einstellung drauf an! Wen haben denn meine Kollegen und ich täglich vor uns sitzen?
Da ist zum einen die Gruppe der vom Vormittags-Fernsehen traumatisierten, die bisher ohne faire Chance ins Abhängigkeits-System gerutscht sind und Luxus nur von den Geissens kennen. Das zwischen Hartz-IV und Reich noch viel mehr liegt, sei´s drum, man hat ja alles Notwendige. Dann haben wir unsere EU-Bürger, die mit unterschiedlichster Motivation nach Deutschland kommen. Häufigste Antwort auf die Frage, warum man nach gescheitertem Job nicht wieder sein Glück in der Heimat versucht ist, dass die Sozialleistungen [1] und Chancen für einen neuen Job hier besser seien und, wenn Kinder mit dabei sind, die Bildungschancen hier höher seien. Als Drittes zu nennen, auch wenn dies gerne immer wieder verneint wird, die Gruppe der Armutsflüchtlinge, die ohne jegliche Motivation der Arbeitsaufnahme nach Deutschland kommen. Alles gestellt bekommen, klingt fast so gut wie in Zeiten des Römischen Reiches, dem Land wo Honig und Milch im Überfluss geflossen sein sollen. Dies führte bekanntlich zu Wanderungen ganzer Stämme, auch aus Teilen des heutigen Deutschlands, frei nach dem Motto „Was besseres als den Tod finden wir überall“ (Nein, nicht nach den Bremer Stadtmusikanten). Den Tod fanden viele dann doch, dies ist nun anders.
So entsteht der Eindruck, Hartz-IV ist mehr als genug zum Leben, immer wieder, nicht nur bei den Mitarbeitern im Jobcenter.
„Da fehlen doch einige in der Aufzählung“ rufen sie mir zu! Richtig, da sind unter anderem die Vollzeitarbeiter mit Familie, die Alleinerziehenden, die Kriegsflüchtlinge, die älteren Erwerbsfähigen, welche nach langer Beschäftigungszeit arbeitslos wurden und keine echte Chance mehr bekamen und vom Arbeitslosengeld I kommend zum Hartz-IV Empfänger wurden. Hier sichert Hartz-IV das Überleben, nicht das Leben, welches geführt werden will.
Und hier liegt die Krux. Natürlich ist Hartz-IV nicht als dauerhafte Lösung gedacht, sondern als Überbrückung zurück ins Arbeitsleben. Dies Bedarf echter Chancen auf dem Arbeitsmarkt und einer Veränderung in der Einkommens- und Abgabepraxis, sowie in der Umkehr, die zuerst genannten Gruppen, zu Arbeiten verpflichten zu können, die dann zumindest dem Wohle der Allgemeinheit dienen und von Wirtschaftsbetrieben nicht angeboten werden.
Herzlichst Ihr Jobcenter-Insider
Unser anonymer Jobcenter-Insider berichtet
regelmäßig aus seinem Alltag als Arbeitsvermittler.
[1] Die sogenannte Arbeitnehmer-Eigenschaft muss erlangt worden sein. Dies ist bis jetzt noch Voraussetzung, für EU-Bürger, um Sozialleistungen zu beantragen.
Bild: Bernd Kasper / pixelio.de