Heute liegt der Preis des einst so teuren Metalls nur noch bei 35.000 Dollar pro Tonne und somit nicht weit von historischen Tiefstständen entfernt. Der Grund? Angebot und Nachfrage. Die Industrie braucht Kobalt nämlich in der Produktion für Batterien, die in Smartphones, Tablets und Laptops eingesetzt werden. War die Nachfrage nach diesen Produkten in den 2010ern schon hoch, ging sie während der Corona-Pandemie durch die Decke. Doch je mehr Freiheit die Menschen zurückgewannen, desto weniger Zeit verbrachten sie vor Bildschirmen. Mit sinkenden Verkaufszahlen für Unterhaltungselektronik fiel der Bedarf für das blaue Metall. Auch ein Boom der E-Mobilität konnte das nicht kompensieren, denn Hersteller haben alles daran gesetzt, die Abhängigkeit vom Kobalt zu reduzieren.
Gleichzeitig steigt das Angebot des Rohstoffs, und zwar schnell. Schätzungen gehen davon aus, dass sich die Produktion im Kongo dieses Jahr um bis zu 38 Prozent auf 180.000 Tonnen erhöhen könnte. Indonesische Exporte werden laut Prognosen 2023 ein Volumen von 18.000 Tonnen erreichen. Hierbei handelt es sich zwar also nur um ein Zehntel der Fördermenge Kongos, aber vor einem Jahr lag der Output noch nahe null.
Ginge es um einen anderen Rohstoff, hätten schon zahlreiche Minen geschlossen. Doch im Fall von Kobalt halten die Produzenten die Fördermengen hoch, obwohl einige bei den niedrigen Preisen schon unter ihrem Break-Even-Point operieren. »Glencore«, der größte unter den Produzenten, hat bereits verkündet, dass es den Kobalt-Output dieses Jahr auf einem nahezu unverändert hohen Niveau halten könnte. Konkurrent »China Moly« nimmt demnächst sogar eine neue Mine in Betrieb mit einer riesigen Förderkapazität von bis zu 30.000 Tonnen pro Jahr – 16 Prozent des weltweiten Kobalt-Outputs 2022!
Nun drängt sich die Frage auf: Warum dieses scheinbar so unwirtschaftliche Verhalten der Großproduzenten? Große Unternehmen können die aktuell niedrigen Preise verkraften, da Kobalt ein Nebenprodukt der Kupfer- und Nickelgewinnung ist – und die bleiben teuer. So wetteifern E-Auto-Hersteller weltweit um Indonesiens Nickel, bei dessen Produktion eben auch das blaue Metall abfällt. Die Giga-Mine von »China Moly« im Kongo wird dreimal so viel Kupfer wie Kobalt fördern.
Dieses Jahr könnten die Kobalt-Preise tatsächlich noch etwas anziehen, wenn Spekulanten versuchen einen guten Deal zu ergattern. Nach 2025 wartet jedoch ein weiterer Dämpfer. Denn dann wird allmählich die erste Generation der E-Auto-Batterien wiederverwertet, da diese üblicherweise bis zu acht Jahre halten. Das bedeutet: Noch weniger Bedarf an Kobalt-Nachschub.
SH