Die deutsche Wirtschaft setzt ihren Aufschwung fort: Dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,8 Prozent und im kommenden Jahr um 2,0 Prozent steigen. Zunehmend trägt die binnenwirtschaftliche Entwicklung das Wachstum: Ein stabiler Arbeitsmarkt und merkliche Einkommenszuwächse, verbunden mit einer niedrigen Inflation, begünstigen den kräftigen Aufschwung des privaten Konsums, in dessen Umfeld die Importe deutlich zulegen. Auch die Exporte werden im Jahresverlauf im Zuge einer beschleunigten weltwirtschaftlichen Entwicklung wieder anziehen. Die Investitionen werden sich allerdings eher moderat entwickeln und die Investitionstätigkeit bleibt gemessen am Produktionsniveau recht niedrig. Günstig bleibt die Situation der öffentlichen Haushalte, die sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr mit Überschüssen abschließen werden, trotz deutlicher Mehrausgaben.
Die Weltwirtschaft hat zum Jahresauftakt eine Verschnaufpause eingelegt. Dabei sind nicht nur die Schwellenländer schwächer gewachsen; so waren in China die Zuwächse vergleichsweise gering und in Russland ließen die Auswirkungen der Krise in der Ukraine die Wirtschaftsleistung sogar zurückgehen. Auch die Industrieländer haben an Schwung verloren, allen voran die USA, wo der außergewöhnlich kalte Winter zu einem deutlichen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal geführt hat. Die grundsätzliche Aufwärtsdynamik der US-Wirtschaft bleibt jedoch intakt, sodass das Produktionsniveau in den USA dank einer robusten Entwicklung des privaten Konsums und aufgrund von Nachholeffekten im weiteren Jahresverlauf wieder kräftig zulegen wird.
Im Euroraum erholt sich die Wirtschaft weiter, allerdings ging der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal spürbar zurück. Vor allem war das Wachstum in den Mitgliedsländern sehr heterogen: So stagnierte in Frankreich und Italien das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2014, während die Wirtschaftsleistung Spaniens stärker als in den vergangenen sechs Jahren zulegte. Insgesamt bleibt die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum zwar aufwärtsgerichtet, kräftig ist die Dynamik aber nicht: Vielerorts belasten weiterhin die schwachen Banken, hohe fiskalische Defizite und unsichere wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen die konjunkturelle Entwicklung; auch eine Verschärfung der Krise am Finanzmarkt und damit einhergehend Wachstumseinbußen können noch nicht ausgeschlossen werden.
Die deutsche Wirtschaft unterbricht ihren Aufwärtstrend nach dem kräftigen Jahresauftakt nur vorübergehend und infolge von Sondereffekten: Weil die Bautätigkeit vom milden Winter profitiert hat, fällt die übliche Frühjahrsbelebung im Bausektor aus. Vor allem deshalb nimmt das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um lediglich 0,2 Prozent zu. Der Stützpfeiler der Konjunktur ist die Binnenwirtschaft: Hohe Lohnabschlüsse tragen den privaten Konsum, die Reallöhne – also die Lohnsteigerungen unter Berücksichtigung der Inflation – steigen so stark wie seit der deutschen Wiedervereinigung nicht mehr.
Auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt bleibt günstig. Der Beschäftigungsaufbau setzt sich im Prognosezeitraum bis Ende 2015 fort, verliert allerdings an Tempo. Die Arbeitslosigkeit geht zurück, sie wird 2014 um 70.000 Personen auf 2,88 Millionen sinken und 2015 um weitere 50.000 auf 2,83 Millionen. Die Arbeitslosenquote wird in beiden Jahren leicht sinken, auf 6,6 Prozent in diesem Jahr und auf 6,5 Prozent im Jahr 2015. Dabei spielen auch politische Interventionen eine Rolle: Die „Rente mit 63“ führt dazu, dass ab Mitte des laufenden Jahres viele Menschen frühzeitig aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden, in diesem Jahr knapp 45.000 Personen und im kommenden Jahr etwa 60.000 Personen. Für das kommende Jahr sind infolge der Einführung des allgemeinen Mindestlohns Beschäftigungsverluste zu erwarten; wie viele Jobs verloren gehen, lässt sich allerdings kaum abschätzen.
Die Finanzlage des Staates ist entspannt und wird sich im Prognosezeitraum weiter verbessern, obwohl die Ausgaben deutlich steigen. So schlagen mit der Leistungsausweitung bei der Mütterrente und der Einführung der „Rente mit 63“ deutlich höhere Ausgaben der Rentenversicherung zu Buche. Auch die Sachkäufe des Staates und die Ausgaben für Arbeitnehmerentgelte steigen kräftig. Zudem wird der Staat vermehrt Gelder für Investitionen bereitstellen. Kräftiger noch als die Ausgaben steigen die Einnahmen. Getragen von der Beschäftigungs- und Lohnentwicklung expandieren die Lohnsteuer und die Einnahmen aus Sozialbeiträgen; das zunehmend durch die Binnennachfrage getragene Wirtschaftswachstum lässt auch die Mehrwertsteuereinnahmen deutlich steigen. Alles in allem dürfte der öffentliche Gesamthaushalt in diesem Jahr mit einem Überschuss von 0,2 Prozent und im kommenden Jahr mit einem Überschuss von 0,7 Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt abschließen.