Korruption bleibt weltweit ein großes Problem: Global sind 39 Prozent der Manager der Meinung, dass Bestechung in ihrem Land an der Tagesordnung ist. Deutsche Top-Manager sehen das Thema Korruption hingegen deutlich gelassener: Nur sechs Prozent von ihnen meinen, dass Betrug und Bestechung in Deutschland ein Problem sei.
Große Sorgen bereitet gerade den deutschen Unternehmen allerdings das Thema Cyberkriminalität: 70 Prozent sehen in Computerkriminalität eine Bedrohung für ihr Unternehmen – das sind deutlich mehr als im weltweiten Durchschnitt (49 Prozent). Als potenzielle Bedrohung betrachten die deutschen Manager vor allem Hacker und Geschäftspartner. Aber auch fremde Staaten werden von immerhin 24 Prozent als potenzielle Angreifer im Netz wahrgenommen.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young), für die mehr als 2700 Vorstandsvorsitzende, Finanzvorstände, Leiter der Revision, der Rechtsabteilung und des Compliance Managements aus 59 Ländern befragt wurden, davon 50 aus Deutschland.
Mit Ägypten, Nigeria und Kenia belegen drei afrikanische Länder unrühmliche Spitzenplätze im weltweiten Korruption-Ranking: Dort liegt der Anteil der Befragten, die Korruption in ihrem Land für üblich halten, bei 100, 88 bzw. 87 Prozent. Deutschland liegt mit 6 Prozent deutlich unter dem westeuropäischen Durchschnitt. Am wenigsten verbreitet ist demnach Korruption aber in Dänemark und Finnland: Hier geben nur 2 Prozent der Befragten an, Bestechung sei in ihrem Wirtschaftsleben gängig.
In diesem Jahr haben beachtliche 96 Prozent der deutschen (und 82 Prozent der globalen) Manager zu Protokoll gegeben, dass es in ihrem Unternehmen Anti-Korruptionsrichtlinien gebe. Und 76 (global: 73) Prozent haben Strafen für Verstöße gegen diese Richtlinien festgelegt. Die allerdings sind offenbar vor allem in Deutschland ernst gemeint – hier geben 48 Prozent der Unternehmen an, sie auch verhängt zu haben. International sind es nur 35 Prozent.
Dennoch betont Heißner: „Nach unserer Erfahrung ist das Problem der Korruption aber auch in deutschen Unternehmen noch lange nicht vom Tisch“.
Gefährdet seien vor allem Unternehmen, die stark im Ausland engagiert sind, so Heißner: „In vielen Ländern ist die Zahlung von Schmiergeldern nach wie vor üblich. Die Manager international agierender Konzerne stehen in solchen Ländern vor erheblichen Herausforderungen: Wenn sie sich an die geltenden Regeln und Gesetze halten, entgeht ihnen Geschäft – mit der Folge, dass sie womöglich ihre Umsatzziele verfehlen.“ Selbst wenn es weh tue, einen Auftrag nicht zu erhalten, weil man nicht zu illegalen Zahlungen bereit sei: „Korruption ist kein Kavaliersdelikt sondern kann ein Unternehmen in seiner Existenz gefährden – da braucht es glasklare unternehmensinterne Vorgaben, deren Einhaltung tatsächlich ständig überprüft wird, um zu verhindern, dass Mitarbeiter der Versuchung erliegen, dem Erfolg mit Schmiergeldzahlungen nachzuhelfen.“
Dass es allerdings auch in Deutschland nicht immer nach Recht und Gesetz zugeht, zeigen die folgenden Zahlen: 20 Prozent der deutschen Manager wurden schon einmal aufgefordert, Verträge vor- oder rückzudatieren. Und 14 Prozent sollten schon einmal eine karitative Spende leisten. Barzahlungen scheinen in Deutschland aber tatsächlich weitgehend tabu zu sein: Nur von 2 Prozent der deutschen Manager wurde schon einmal erwartet, Schmiergelder zu bezahlen. Weltweit liegt der Anteil bei 7 Prozent, in Ägypten, Indien und Russland – den weltweiten Spitzenreitern – sogar bei 60, 37 bzw. 16 Prozent.
Barzahlungen zum Ergattern von Aufträgen sind allerdings zumindest in Deutschland tabu – keiner der befragten deutschen Manager würde ein derartiges Verhalten gutheißen. Der westeuropäische Durchschnitt liegt hier bei immerhin 8 Prozent; in Griechenland hingegen halten 58 Prozent der Manager Barzahlungen im Notfall für gerechtfertigt, in China immerhin noch 46 Prozent.
„Es ist erstaunlich, dass offenbar immer noch viele Unternehmen sehr entspannt mit dem Thema Korruption umgehen“, so Heißner. „Inzwischen sollten sich die erheblichen Risiken herumgesprochen haben, die die harten Antikorruptionsgesetze etwa der USA und Großbritanniens auch für die Muttergesellschaften und die Auftraggeber regionaler Vertretungen mit sich bringen.“
Deutsche Unternehmen sehen zudem in eigenen Angestellten oder Lieferanten eine große potenzielle Gefahrenquelle (42 Prozent; Welt: 33 Prozent). Vielfach unterschätzt wird aber offenbar die Gefahr, die vom Organisierten Verbrechen ausgeht, das in Deutschland gerade einmal von 34 Prozent und weltweit sogar nur von 25 Prozent der Manager als Gefahr für das eigenen Unternehmen identifiziert wird.
Obwohl inzwischen öffentlich geworden ist, dass auch Staaten systematisch im Netz Spionage betreiben und den Email-Verkehr überwachen, werden sie relativ selten als Gefahrenquelle wahrgenommen: Weltweit bezeichnen nur 6 Prozent der Manager fremde Staaten als Akteure im Bereich der Cyberkriminalität. In Deutschland ist das Problembewusstsein allerdings erheblich größer: 24 Prozent der Manager betrachten fremde Staaten als potenzielle Angreifer im Netz.
Generell hält Heissner das Bewusstsein bei den Unternehmen für die Gefahren der Cyberkriminalität für zu wenig ausgeprägt: „Wenn es um ihre eigene Sicherheit geht, sind die Unternehmen leider oft blauäugig und wiegen sich in falscher Sicherheit – Wirtschafts- und Cyberkriminalität werden zu oft als ‚Problem der Anderen‘“ angesehen. Dabei seien gerade deutsche Unternehmen überdurchschnittlich stark gefährdet, so Heißner: „Deutsche Unternehmen sind attraktive Angriffsziele für Cyberkriminelle: Es gibt überdurchschnittlich viele mittelgroße Unternehmen, die über herausragendes Know-how verfügen und auf ihrem Gebiet eine weltweit führend Rolle spielen – und sich dennoch nur unzureichend vor Datenklau schützen“.
Einen absoluten Schutz von Datenbeständen könne es zwar kaum mehr geben, so Heißner: „Je dichter die digitale Vernetzung ist, desto mehr ist technisch möglich – und dann wird es auch Angreifer geben, die diese Möglichkeiten ausnutzen“. Umso wichtiger sei es aber, nach allen Seiten hin wachsam zu bleiben und sich gut zu organisieren.
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