Unternehmen

Fachkräfte gesucht!

5 Min.

14.04.2022
Fachkräfte Philip Mooshammer

Recruitingexperte Philip Mooshammer erklärt, warum die Finanzbranche auf hervorragendes Personal angewiesen ist

Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren enorm verändert. Fachkräfte scheinen ein immer rareres Gut zu werden; bestimmte Branchen haben mit so gravierenden Marktveränderungen zu kämpfen, dass die traditionellen Geschäftstätigkeiten völlig neu gedacht werden müssen. Für Philip Mooshammer, Experte für innovatives Recruiting und CEO der Saint Media, ist klar, dass dieser Wandel nur mit entsprechendem Fachpersonal gelingen kann. Mit welchen Strategien der Fachmann der Finanzbranche hilft, die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen, hat er dem Finanzblatt erklärt.

Die Finanz- und Bankenbranche leidet

Die Zeiten werden härter. Nicht nur der Konsument bemerkt es, dass alles um ihn herum teurer wird. Die Preise für Güter des täglichen Lebens steigen immens, doch was bedeutet dies für den eigenen Vermögensaufbau und -schutz? Mooshammer verrät: »Wir sehen schon seit mehreren Jahren, dass das niedrige Zinsumfeld es schwierig macht, Erträge auf Seiten von Banken und Finanzdienstleistern zu erzielen. Angestellte in der Finanzbranche können sich nur noch auf ihr Grundgehalt stützen, der Rest wird in Form von Provisionen ausgezahlt, weshalb der Druck auf Mitarbeiter extrem anstieg. Die Attraktivität dieses Arbeitsumfelds litt dadurch extrem. Gleichzeitig sind Kunden es mehr und mehr gewohnt, ihre Finanzen selbst in den Griff zu bekommen, was durch Kryptowährungen und DeFi-Lösungen befeuert wird.« Das gesamte Finanz-, aber auch Wirtschaftssystem scheint einem fundamentalen Wandel ausgesetzt zu sein. Um diesen Wandel bestmöglich zu meistern, sei hervorragendes Personal ein Muss, so der Recruitingexperte.

Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Der Erfolg eines Unternehmens egal welcher Branche hängt, laut Mooshammer, zu einem großen Prozentsatz von der Qualität des Personals ab. Wenn ein Unternehmen nicht die geeigneten Mitarbeiter akquirieren kann, wird es nicht nur teuer, sondern unter Umständen sogar existenzgefährdend: »Je nach Hierarchie kann eine falsch besetzte Stelle bis zu 1,5 Bruttojahresgehältern kosten. Allein diese Einschätzung sollte dazu führen, dass Recruiting den höchsten Stellenwert im Unternehmen einnehmen muss und zur Chefsache erklärt wird«, so der Recruitingexperte. Doch es gibt wenige Mitarbeiter, die hervorragend passen, was nicht heißt, dass Unternehmen die Flinte ins Korn zu werfen brauchen: »Es sollte viel eher versucht werden, die Suchmethodik zu innovieren und zu optimieren. Menschen verhalten sich, spätestens seit der Corona-Pandemie, anders. Sie halten sich noch mehr im Internet auf, wo sie auch jobtechnisch angesprochen werden können. Wer dieses Potenzial ungenutzt lässt, überlässt der Konkurrenz kampflos das Feld.«

Stellenanzeigen zu wenig

Nun gehen viele Unternehmen dazu über, mittels Stellenanzeigen nach geeignetem Personal zu suchen. Laut Mooshammer ist diese Strategie jedoch suboptimal: »Eine Stellenanzeige ist zu wenig aussagekräftig. Man wird ein Unternehmen niemals auf diese Weise adäquat präsentieren können. Außerdem erreiche ich zu wenige Menschen damit. Lediglich 6 Prozent der Menschen sind aktiv jobsuchend. Im besten Fall lesen also 6 Prozent aller potenziellen Mitarbeiter diese Stellenanzeige.« Passiv Suchende stellen über 50 Prozent der Arbeitenden dar. Diese sind unzufrieden mit ihrer aktuellen Stelle und müssen direkt angesprochen werden. Dies ginge, laut Recruiting-Experten, am elegantesten über die Methode des Social-Recruitings. Hier versucht man mit potenziellen Bewerbern über die Sozialen Medien, wie Facebook, LinkedIn und Co. in Kontakt zu treten: »Social Recruiting ist eine hervorragende Möglichkeit, neue Bewerber zu akquirieren, mit ihnen in den Dialog zu treten und sie fürs Unternehmen zu begeistern.«

Unternehmen müssen sich hinterfragen

Professionelles und effizientes Recruiting hat die Aufgabe, die Schnittstelle zwischen Unternehmen und Mitarbeiter herzustellen. Laut Mooshammer sind über 80 Prozent der Betriebe auf der Suche nach Fachkräften. Weshalb dies so ist, ist klar für den Recruitingexperten: »Die Suchmethodik ist die eine Sache. Allerdings haben viele Unternehmen aus der Finanzbranche es auch verabsäumt, sich als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren. Sie sollten sich fragen, weshalb ein Mitarbeiter sich für sie und nicht für die Konkurrenz entscheiden soll.« Zu lange haben Arbeitgeber die Karte »Geld« und „Provision“ ausgespielt. Die Zeiten, in denen einzig und allein ein hohes Gehalt zählt, scheinen endgültig vorbei: »Mitarbeiter möchten Teil einer Vision sein. Sie möchten sich wertgeschätzt fühlen, einen sicheren Arbeitsplatz haben und natürlich gut verdienen. Doch auch Kleinigkeiten wie eine Kinderbetreuung können den Unterschied ausmachen. Unternehmen müssen wissen, wen sie wollen und welche Bedingungen sie schaffen können, damit die Wahl auf sie fällt.«

Die richtigen Mitarbeiter entscheiden

»Die richtigen Mitarbeiter zu finden ist einfach, wenn man weiß, wie es geht«, erklärt Mooshammer, der selbst bereits seit vielen Jahren in diesem Business unterwegs ist und zweifelsohne die Klaviatur des digitalen Marketings beherrscht. Die Fähigkeit, Menschen digital vom eigenen Angebot zu überzeugen, ist wohl einer der Schlüsselkompetenzen für die Zukunft jedes Unternehmens. Wer sich innovativen Zugängen zum Arbeitsmarkt verschließt, verhindert dadurch das Ausschöpfen des eigenen Potenzials, ist der Recruitingexperte, der auf Mitarbeitersuche für Marken wie Lamborghini und Ferrari geht, überzeugt. Disruptive Veränderungsprozesse, wie sie die Finanz- und Bankenbranche zweifellos erlebt, können nur mit hervorragenden und engagierten Mitarbeitern erfolgreich gestaltet und gemeistert werden, ist sich Mooshammer sicher. Besonders wichtig sei es, professionell auf dem Arbeitsmarkt aufzutreten, da hier bereits kleine Fehler große Wirkung zeigen können, was wiederum die Unternehmensperformance negativ beeinflusst, weiß Mooshammer aus eigener Erfahrung: »Wer am Recruiting spart, wird langfristig Probleme bekommen.«

Nach oben