Die Corona-Pandemie hat der Start-up-Branche ein gutes Jahr 2021 beschert. Es ist viel investiert worden, vor allem in die Digitalisierung. Doch nun zeichnet sich eine Wende ab: »Im ersten Halbjahr 2021 sind bundesweit 7,6 Milliarden Euro in Start-ups geflossen«, wird Thomas Prüver, Partner bei der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) in Berlin, in einem Bericht auf der Onlineplattform des »Stern« zitiert. Im ersten Halbjahr dieses Jahres seien es nur sechs Milliarden Euro gewesen.
Die Kosten sind gestiegen, die Nachfrage gesunken, das hat Folgen: »Die Investoren schauen nun genauer hin, wo sie investierten«, sagt Heike Hölzner, Professorin für Entrepreneurship an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW). Investoren würden nun mehr auf Profitabilität achten und die Start-ups bekämen weniger Geld für vergleichbar hohe Anteile. Das zwinge sie zum Sparen, was zum Abbau von Stellen führe. Aktuell sind es bekannte Start-ups wie der Lieferdienst Gorillas, der Scooter-Anbieter Tier oder das Fintech-Unternehmen Klarna, die Stellen abbauen müssen.
Gestiegene Energiepreise und Zinsen wirkten sich auf das Konsumverhalten der Menschen aus, weshalb viele junge Unternehmen laut einer aktuellen Studie des Bundesverbandes Deutsche Start-ups noch pessimistischer in die Zukunft schauen, als im Corona-Jahr 2020. Viele Start-ups seien mit viel Kapital an den Start gegangen, um sich schnell zu etablieren, doch nun müssen Wachstumspläne warten und Stellen abgebaut werden.
Es gibt aber auch Unternehmen, die von der aktuellen Krise profitieren. Nach einem Start-up-Barometer von EY sind es vor allem Energie-Start-ups, die derzeit Geld von Investoren erhalten, auch Software- und Analyseprodukte stehen weiter hoch im Kurs.
Heike Hölzner empfiehlt den Start-ups, ihr Geschäftsmodell so umzubauen, dass sie auf längere Sicht tragfähig sein können und sieht vor allem bei Finanzdienstleistungen weiterhin Potenzial.
MK