Von Marc Philipp Brandl | Die US-Ratingagentur Moody´s hat die Kreditwürdigkeit Russlands von Baa3 auf Ba1, also auf Ramschniveau, heruntergestuft. Betrachtet man jedoch nur die Fakten, dann wirkt diese Entscheidung eher als ein politisches Rating, als eines, was von wirtschaftlichen Fakten geprägt wird. Vergleicht man Russland mit den USA, dann wird diese Entscheidung noch unverständlicher. Die Staatsverschuldung in Russland beträgt derzeit ca. 13,5 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) (USA: 110 % des BIP). Der Überschuss der öffentlichen Haushalte beträgt +1,5 % des BIP (USA: -5,5 % des BIP). Die russische Handelsbilanz weist ein Plus von USD 13,5 Milliarden aus (USA: USD -46,6 Mrd.). Darüber hinaus verfügt Russland über Währungsreserven in Höhe von rund USD 380 Milliarden. Diese Summe ist größer als die Währungsreserven der Eurozone und den USA zusammen! Auf der anderen Seite muss man allerdings auch sehen, dass sich Russland, anders als die USA, in einer Rezession befindet. Dieses sollte sich jedoch ändern, wenn Mitte 2016 weitere Infrastrukturmaßnahmen in Russland umgesetzt werden.
Ich denke, man kann nachvollziehen, weshalb ich ein Fragezeichen hinter die unabhängige und faire Bewertung Russlands, durch die US- Ratingagentur Moody´s, setze. Beim Betrachten der Fakten sprechen diese eine andere Sprache, als das von Moody´s dargestellte Rating.
Deutsche Firmen halten ihre Geschäftsbeziehung mit Russland, trotz des politischen Gegenwinds, aufrecht.
Die Handelsbeschränkungen durch die europäische Politik, im Zuge des Ukraine-Konflikts mit Russland, halten die deutschen Firmen nicht ab, ihre Geschäftsbeziehung mit Russland zu halten, auch wenn ein Handel derzeit sehr schwierig ist. Man befürchtet wesentliche Marktanteile an China zu verlieren. Dazu sagte Rainer Seele, der Chef der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer: „Diese Marktanteile künftig zurückzugewinnen, wird schwierig, wenn nicht unmöglich„. Er widersprach aber zugleich der Darstellung, dass deutsche Firmen sich in Scharen aus Russland zurückzögen. Der russische Botschafter, Wladimir Grinin, sieht das naturgemäß ganz anders. Er meint, dass die aktuellen Handelsbeschränkungen ein Akt absichtlicher Zerstörung mühevoller aufgebauter Wirtschaftsbeziehungen darstelle. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, Martin Wansleben, empfahl den Unternehmen, die mit Russland Geschäfte machen, mit ihren russischen Geschäftspartnern in Kontakt zu bleiben und weiterhin Geschäfte zu forcieren, die nicht unter die Sanktionen fallen.
Es ist schon traurig, zu sehen, wie die europäische Politik ein wirtschaftlich gesundes Verhältnis, mit einem der rohstoffreichsten Länder der Welt, systematisch zerstört und die russischen Partner in die Hände von ausländischen Mitbewerbern, wie zum Beispiel den Chinesen und US-Amerikanern, treibt. Wann wacht die europäische Politik auf und merkt endlich, dass sie von den Amerikanern lediglich „vor den Karren gespannt“ wurde.
Bild: Marco Fieber, lizensiert unter CC BY-NC-ND 2.0 über Flickr.com