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Die Regulierung des Kryptomarktes schreitet voran

7 Min.

30.08.2022
Die Regulierung des Kryptomarktes schreitet voran
Der Hype um Kryptowährungen ist in jüngster Vergangenheit abgeebbt. Mittlerweile etablieren sie sich schrittweise an den Märkten, unter anderem mit einer wachsenden Blockchain-Struktur. Welche Möglichkeiten für Anleger in den Währungen stecken und wo die Reise regulatorisch hingeht, erklärt Krypto-Experte David Glades in unserem Interview.
Die rechtliche Situation auf dem Kryptomarkt ist noch sehr unübersichtlich. Sollten Privatanleger noch warten?

Für den herkömmlichen Privatanleger mag die aktuelle rechtliche Situation auf dem Kryptomarkt unübersichtlich und komplex erscheinen. Dabei haben Privatanleger in der Regel nichts zu befürchten, da die aktuell vorhandenen Gesetze und Verordnungen weitestgehend auf eine Regulierung des gewerblichen Handels mit Kryptowährungen ausgelegt sind. Ein zentraler rechtlicher Aspekt für die Privatanleger könnte die Versteuerung der Gewinne sein, die sie aus dem Handel mit Kryptowährungen machen. Um jegliche Unsicherheiten in Bezug auf diesen Aspekt zu beseitigen, sollte eine kurze Recherche ausreichend sein.

Man kann jedoch mit Sicherheit behaupten, dass die staatliche Regulierung auf dem Kryptomarkt in den kommenden Jahren spürbarer sein wird. Das hängt vor allem damit zusammen, dass aus dem Bitcoin-Hype eine eigenständige Industrie innerhalb des Finanzsektors geworden ist. Eine derartige Involvierung von einer großen Anzahl an privaten sowie institutionellen Anlegern erfordert regulatorische Maßnahmen seitens der entsprechenden Behörden. Dabei wird die BaFin in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle spielen. Außerdem erfordert die Verabschiedung von Gesetzen und Verordnungen ein gewisses zeitliches Pensum, weshalb die rechtliche Situation auf dem Kryptomarkt in einigen Jahren bereits sehr unterschiedlich aussehen könnte. Man kann aber mit Sicherheit behaupten, dass Ängste um ein Verbot von Kryptowährungen keine Existenzberechtigung haben, da dieser Industriezweig mittlerweile einen entscheidenden Anteil am Finanzwesen einnimmt, wodurch sein Wegfall für keinen der Akteure einen Nutzen hätte.

Am Bitcoin haben einige Menschen in kurzer Zeit sehr viel Geld verdient. In der Zwischenzeit ist der Wert aber massiv abgestürzt. Wie ist Ihre Prognose, werden Kryptowährungen vom schnellen Geschäft zur Langzeitperformance?

Der Verfall der Aktienkurse in dem ersten Halbjahr dieses Jahres ist der zweitschlimmste in der Geschichte der Börsen seit dem Jahr 1932. Ein massiver Absturz bei der Bewertung von Kryptowährungen ist ebenfalls zu verzeichnen, wobei nur wenige Währungen ihren All-Time-Low erreicht haben. Wenn man sich den Wertverlauf der gängigen Kryptowährungen einmal genauer anschaut, erkennt man in den meisten Fällen einen inkrementellen Trend, das heißt, der Wert der Währungen ist im betrachteten Zeitraum kontinuierlich gewachsen. Aus diesem Grund würde ich Investitionen in Kryptowährungen nicht unbedingt nur als schnelles Geschäft bezeichnen.

Ähnlich wie bei den traditionellen Finanzmärkten gilt es auch, eine Investitionsstrategie festzulegen und eine technische Analyse der Anlage durchzuführen, bevor in diese investiert werden soll. Hätte man vor fünf Jahren in Bitcoin investiert, hätte sich das investierte Vermögen bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits vervielfacht. Ähnlich gestaltet sich das auch bei den gängigen Investitionsalternativen zu Bitcoin, wie bei Ethereum, Ripple oder Litecoin. Neben den gängigen Optionen gibt es eine Vielzahl an vielversprechenden Projekten, die einen tatsächlichen Mehrwert für die Geschäftswelt bieten.

Die Tatsache, dass es möglich ist, mit Kryptowährungen in einem sehr kurzen Zeitraum große Geldsummen zu verdienen, würde ich jedoch keinesfalls abstreiten. Während das schnelle Geschäft mit Kryptowährungen für viele Privatanleger attraktiv sein mag, sind institutionelle Anleger in der Regel deutlich risikoaverser. Aus diesem Grund verfolgen große institutionelle Anleger den klassischen Investitionsansatz und setzen bei Investitionen in Kryptowährungen auf die Langzeitperformance, weshalb in der Regel hauptsächlich die gängigen Kryptowährungen in den Portfolios dieser Anleger vorzufinden sind.

Viele denken bei Kryptowährung meist an den Bitcoin, aber es gibt ja mehrere Währungen. Wie unterscheiden sich diese digitalen Währungen untereinander?

Bitcoin kann mit Sicherheit als die Kryptowährung angesehen werden, die den größten Beitrag zum enormen Wachstum der gesamten Branche geleistet hat. Doch seit dem größten Hype rund um Bitcoin im Jahr 2017 ist die Zahl alternativer Kryptowährungen explodiert. Ich glaube, auf der Plattform »CoinMarketCap« sind mittlerweile knapp 20.000 verschiedene Kryptowährungen aufgelistet. Viele von ihnen bieten innovative Lösungen an, die für einen privaten Anleger von Interesse sein könnten. Dabei unterscheiden sich diese in drei zentralen Aspekten, die lauten: Technologie, Anwendung und Ziele. Während es zwei gängige Blockchains gibt – die Bitcoin- und die Ethereum-Blockchain, gibt es bei den Protokollen, die für Transaktionen, Mining und andere Funktionalitäten genutzt werden, eine Vielzahl an unterschiedlichen technologischen Ansätzen. Zusätzlich unterscheiden sich die Kryptowährungen auch in ihrer Anwendung und ihren Zielen. So verfolgen diverse Coins und Alt-Coins in der Regel das Ziel, als Zahlungsmittel eingesetzt und als Alternative zu der Fiatwährung verwendet zu werden. Tokens verfolgen dabei oft das Ziel, für die Kreierung und Ausführung von Smart-Contracts verwendet zu werden und werden oft eingesetzt, um reale Vermögenswerte zu beschaffen.

Die dezentrale Blockchain-Technologie wird die Geschäftswelt massiv verändern. Welche Rolle werden Banken in dieser Zukunft spielen?

Tatsächlich befinden sich gerade viele große Banken mitten in der Entwicklung von dezentralen Blockchain-Anwendungen für ihre digitalen Systeme. Außerdem gibt es eine Vielzahl an Banken, die mit diversen Unternehmen aus der Krypto-Branche kooperieren. Auch kann die gemeinsame Entwicklung von Lösungen für den Finanzmarkt zwischen Banken und Krypto-Unternehmen nicht übersehen werden. Viele der Blockchain-Enthusiasten sehen die Bankenstruktur bereits jetzt als überflüssig an und fordern eine komplette Dezentralisierung des Finanzsystems. Aktuell sind die dafür notwendigen Voraussetzungen jedoch noch nicht gegeben. Aufgrund der Entwicklungen rund um Kryptowährungen aus der rechtlichen Perspektive ist eine Miteinbeziehung der Banken in den Handel mit Kryptowährungen vorerst unabdingbar. Die primäre Rolle der Banken und Finanzdienstleister wird dabei vor allem die Gewährleistung der gesetzlichen Konformität und die Sicherstellung der Erfüllung von Sicherheitsvorschriften sein. Im Allgemeinen sollen die Banken also den Sicherheitsaspekt für private Anleger verbessern. Die Rolle des Intermediärs, der sich direkt an den Transaktionen beteiligt, werden Banken in einer dezentralen Geschäftswelt sicherlich kaum noch einnehmen können.

Plattformen, auf denen der Handel mit Kryptowährungen angeboten wird, schießen aus dem Boden. Wie findet man da die richtige?

Aufgrund des technologischen Fortschritts und der enormen Beliebtheit von Kryptowährungen in der Öffentlichkeit haben viele Unternehmen das Geschäftsmodell der Handelsplattformen für Kryptowährungen für sich entdeckt. Man könnte auch argumentieren, dass eine solche Entwicklung aufgrund der stetig wachsenden Zahl an Krypto-Interessierten notwendig ist. Auch wenn die Anzahl von Plattformen mit einer guten Funktionalität mit Sicherheit den Großteil des Marktes abbildet, erfordert die Auswahl einer Handelsplattform für den privaten Anleger eine Recherche. Die Intensität einer solchen Recherche kann sich sicherlich unter den einzelnen Anlegern stark unterscheiden, es gibt aber einige Kriterien, die für jeden Anleger, unabhängig von seinen Kenntnissen im Bereich der Kryptowährungen, von besonderer Relevanz sind. Meine persönliche Liste der relevanten Kriterien würde wie folgt aussehen:

  1. An erster Stelle befindet sich die Sicherheit der Plattform. Damit ist die Datensicherheit, aber auch die Verfolgung von Diebstählen und anderen Verstößen gegen die Regeln der Plattform gemeint.
  2. Als Nächstes sollten die Transaktionskosten und anderweitige Gebühren genauer unter die Lupe genommen werden. Diese können sich von einem Anbieter zum anderen stark unterscheiden.
  3. Das letzte grundlegende Kriterium, an dem die Entscheidung für oder gegen einen Anbieter getroffen werden soll, ist die Funktionalität der Plattform. Neben den Transaktionskosten stellt dieser Aspekt in der Regel den Kern des USPs für viele Plattformen dar.
Herr Glades, vielen Dank für dieses Interview.

MK

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